Die Gewalt in Brasilien nimmt zu. Doch anders als vermutet, stagnieren die Mordraten in den grossen Metropolen des Landes. Im Hinterland dagegen, so ist aus einer Studie der Organisation Ibero-amerikanischer Staaten für Bildung, Wissenschaft und Kultur (OEI) herauszulesen, ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Erhebung wurde unter Mithilfe des brasilianischen Gesundheitsministeriums erstellt.
In rund 10% der brasilianischen Gemeinden geschehen mehr als 2/3 aller Mordfälle. Dort lebt rund 42% der Bevölkerung. Im Jahr 2004 waren dies 34.712 Fälle von insgesamt 48.345 registrierten Gewaltverbrechen mit Todesfolge. Betrachtet man die Zahlen über einen längeren Zeitraum, stellt man sogar fest, dass die Mordfälle in Regionen wie São Paulo in Relation zur Einwohnerzahl sogar gefallen sind.
Von den 10 Orten mit den meisten Mordfällen liegen vier Stück im Bundesstaat Mato Grosso – Colniza (Rang 1 / 165 Morde je 100.000 Einwohner), Juruena ( Rang 2 / 138), São José do Xingu (Rang 5), Aripoanã (Rang 8 ). Die restlichen Gemeinden sind Coronel Sapucaia (MS) auf Rang 3, Serra (ES) auf Rang 4, Vila Boa (GO) auf Rang 6, Tailândia (PA) auf Rang 7, Ilha de Itamaracá (PE) auf Rang 9 und Macaé (RJ) auf Rang 10.
Seit 1999 ist eine Stagnation der registrierten Fälle in den grossen Metropolen zu verzeichnen, allerdings steigt im Hinterland die Gewalt in den letzten Jahren weitaus stärker an als in den Jahren zuvor. Dies ist besonders deutlich auf der „brasilianischen Gewaltkarte“ zu erkennen (siehe oben). Als erste Hauptstadt eines Bundesstaates liegt Recife im Mordranking auf Rang 13.
Besonders erschreckend ist die Mordrate unter der jungen Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren. Dort ist ein Anstieg von rund 65% zu verzeichnen. Sie liegt nun rund 100 mal höher wie z.B. in Österreich, Japan oder Ägypten.