Während die brasilianische Regierung keine Absichten zeigt, dem Wegwerf-Plastik ein Ende zu setzen, versuchen einzelne Munizipe und Bundesstaaten den Plastik-Müll einzugrenzen. In der Megametropole São Paulo dürfen ab 2021 in gewerblichen Einrichtungen wie Restaurants Becher, Teller, Strohhalme und andere Einwegprodukte aus Plastik nicht mehr verwendet werden. Der Erlass ist allerdings umstritten.
Selbst unter Umweltschützern wird die am Montag (13.) unterzeichnete Regelung nicht uneingeschränkt begrüßt. Kritisiert wird vor allem, dass das Verbot nicht mit einer Umwelterziehung einhergeht. Andererseits wird gehofft, dass sie Nachahmer findet.
Mit dem Verbot des Einmal-Plastiks in São Paulo dürften etliche Tonnen Müll wegfallen. Immerhin zählt die Megametropole über 12 Millionen Einwohner.
Jeder Brasilianer ist pro Woche für ein Kilogramm Plastikmüll verantwortlich. In ganz Brasilien fallen nach einer WWF-Studie jährlich 11,3 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Damit steht das Land weltweit an vierter Stelle. In Sachen Recycling gehört das südamerikanische Land jedoch zu den Schlußlichtern. Lediglich 145.043 Tonnen Plastikmüll werden recycelt. Das entspricht in etwa 1,2 Prozent, während der weltweite Durchschnitt bei neun Prozent liegt.
Schuld daran ist nicht nur eine mangelhafte Aufklärung, sondern ebenso fehlende Strukturen. Ein effektives und funktionierendes Recyclingsystem gibt es nur in wenigen Munizipen. Nicht vorhanden ist ebenso ein politischer Wille. Die Regierung des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro hat es im vergangenen Jahr abgelehnt, ein Abkommen zur Reduzierung des Plastikmülls in den Meeren zu unterzeichnen. Ratifiziert wurde dieses von 187 Nationen.
Immerhin haben mittlerweile aber einzelne Bundesstaaten und Munizipe Initiativen gegen den Plastikmüll ergriffen. In sieben Bundesstaaten wurden Plastiktüten aus den Supermärkten verbannt. Plastikstrohhalme sind inzwischen in Rio de Janeiro und São Paulo verboten.