Einmal mehr verzeichnet Brasilien für einen brutalen Rekord. In dem südamerikanischen Land sind 2017 über 65.600 Menschen umgebracht worden, wie aus dem neuesten Gewaltatlas hervorgeht. Erstellt wurde dieser vom Wirtschaftsforschungsinstitut Ipea und dem brasilianischen Forum für öffentliche Sicherheit.
Nach ihrem Bericht, der auf offiziellen Daten des Gesundheitsministeriums beruht, liegt die Mordrate in Brasilien bei 31,6 pro 100.000 Einwohner. Sieben von zehn Tötungen gehen auf den Einsatz von Schußwaffen zurück.
Betroffen sind vor allem junge Menschen. Etwa 35.000 der gewaltsam ums Leben gekommenen Männer und Frauen waren lediglich zwischen 15 und 29 Jahre alt. Für diese Altersgruppe liegt die Mordrate bei beinahe 60 pro 100.000. Die Experten sprechen in ihrem Bericht deshalb von einer „verlorenen Generation“ und einer „verlorenen Jugend“.
Die Studie zeigt auch die enorme soziale Ungleichheit auf. Etwa 75 Prozent der Opfer waren Schwarze oder dunkler Hautfarbe. Der Großteil von ihnen lebte in den Randgebieten und Favelas der Großsstädte und hatte nur eine geringe Schulbildung.
Gestiegen sind ebenso die Frauentötungen. Knapp 5.000 Frauen sind 2017 wegen ihres Geschlechts umgebracht worden.
Der Gewaltatlas zeigt ebenso, dass den Einfluss des 2003 erlassenen Estatuto do Desarmamento (Entwaffnungsgesetz). Laut den Forschern hat dieser zu einer Verringerung der Schußtoten geführt. In den 14 Jahren vor seinem Erlass sind die Morde mit Schußwaffen jährlich um 5,5 Prozent gestiegen. Nach 2003 lag die Zuwachsrate bei weniger als einem Prozent.
Den Zugang zu Schußwaffen und Munition sowie das Tragen der Waffen hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro indes unlängst per umstrittener Dekrete erleichtert. Experten befürchten, dass sich deshalb die Zahl der Tötungen in den nächsten Jahren noch erhöhen könnte.