In Brasilien hat ein Lehrer seinen Hut nehmen müssen, weil er den ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro kritisiert hat. Denunziert worden ist er von einem Schüler, der die Aussagen seines Lehrers gefilmt und das Video dann in den sozialen Netzwerken gepostet hat.
Wie es heißt, soll der Geografielehrer auf eine Frage über die politische Situation Brasiliens geantwortet haben. Seine Antwort ist harsch ausgefallen. Auch hat er den Präsidenten als „imbecil“, Dummkopf, beschimpft.
Die Antwort kam umgehend: Entlassung. In der Begründung für den drastischen Schritt heißt es, dass die Schule ihre Lehrer orientiere, eine dem akademischen Ambiente entsprechende Ausdrucksweise zu verwenden und politische, parteiische oder ideologische Stellungnahmen zu unterlassen.
Ereignet hat sich der Vorfall in einer Privatschule in São José dos Campos im Bundesstaat São Paulo. Die gleiche Schule war schon im vergangenen Jahr ins Gerede gekommen, als Wände mit Hakenkreuzen beschmiert worden sind. Das war von einer Gruppe von Schülern verurteilt worden. Sie hatte zudem Aufklärungsschriften über die Nazi-Symbole und die Nazi-Zeit erstellt. Vom Direktorat war dies allerdings verboten worden. Die Hakenkreuz-Sprayer seien jedoch bestraft worden, hieß es.
Die Entlassung des Lehrers der Privatschule ist nicht der erste Fall. Im Bundesstaat Goiás ist im März ein Lehrer einer Militärschule vom Dienst suspendiert worden. Er hatte die Anordnung vom Ex-Bildungsminister Ricardo Vélez Rodríguez in Frage gestellt, Schüler beim Singen der Nationalhymne zu filmen und das Video an das Ministerium zu senden.
Der Auftakt zur „Hexenjagd“ hat indes schon kurz nach der Wahl Bolsonaros begonnen. Die junge Abgeordente und Kollegin seiner Partei Ana Caroline Campagnolo hatte im Oktober öffentlich Schüler und Studenten dazu aufgerufen Lehrer und Professoren zu filmen und zu denunzieren, die den neugewählten Präsidenten kritisieren oder sich politisch anders äußern.