Nach zehnmonatiger Militärintervention in Rio de Janeiro fällt die Bilanz nüchtern aus: die Schußwechsel sind um 56 Prozent gestiegen während die Kriminalität nur geringfügig gebremst werden konnte. Bei den Diebstählen von Frachtgut ist hingegen eine Abnahme von 14,4 Prozent verzeichnet worden.
Zwischen Februar und Dezember 2018 hat es laut dem vom Observatório da Intervenção vorgelgten Bericht 8.193 Schußwechsel gegeben. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 5.238. Zugenommen hat ebenso die Zahl der Menschen, die von „balas perdidas“ getroffen wurden. Damit bezeichnen die Brasilianer Kugeln, die ihr Ziel verfehlen und unbeteiligte Menschen treffen.
In 303 Tagen Militärintervention waren es 161 Männer, Frauen und Kinder, die in ihren Häusern, in Omnibussen oder auf der Straße „zufällig“ angeschossen wurden. Das entspricht 40 Prozent mehr als 2017. Hinzu kommen 204 Menschen, die bei den Einsätzen von Polizisten und Soldaten getötet wurden. Gerechtfertigt wird die erhöhte Zahl der Opfer und Schußwechsel durch vermehrte Aktionen und Einsätze.
Ausgewirkt habe sich diese aber auchauf den Alltag der Bevölkerung: Züge wurden angehalten, Schulen geschlossen und der Weg zur Arbeit abgeschnitten. Von der Organisation Fogo Cruzado sind 260 Stunden Schußwechsel registriert worden, wobei in diese Statistik nur Schußwechsel aufgenommen wurden, die länger als zwei Stunden gedauert haben.
Bei den Morden wurde hingegen lediglich eine Abnahme von 5,5 Prozent erreicht. Beim Straßenraub hat die Militärintervention hingegen kein positives Ergebnis erreicht. 109.952 Fälle wurden angezeigt. Im Vorjahr waren es 109.026. Auch dringend notwendige strukturelle Veränderungen im Sicherheitswesen hat es laut den Kritikern kaum gegeben.
Das Dekret zur Militärintervention in der Stadt am Zuckerhut war am 16. Februar 2018 erlassen worden. Im Mittelpunkt stand die Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Ein strategischer Plan war von der Interventionsstelle allerdings erst im Juli vorgelegt worden.