Vier Monate sind seit dem Mord an der Politikerin und Menschenrechtlerin Marielle Franco und deren Chauffeur vergangen. Täter und Hintermänner sind noch immer unbekannt. Während die Ermittlungen unter dem Verschwiegenheitssiegel laufen, fordern Angehörige, Politiker und Amnesty International eine unabhängige Kommission zur Begleitung der Ermittlungen.
Über die Motive desVerbrechens vom 14. März in Rio de Janeiro gibt es bisher nur Spekulationen. Der Kampf um die Vorherrschaft in Favelas soll einer der Gründe sein. Die eiskalte und professionelle Ausführung deuten auf eine Beteiligung von Milizen hin. Bestätigt wurde die Vermutung bereits vor Wochen von Sicherheitsminister Raul Jungmann. Wochen sind mittlerweile auch seit seiner Konstatierung vergangen, dass das Verbrechen kurz vor der Lösung steht.
Bekannt ist, dass die verwendete Munition 2006 an die Bundespolizei Brasiliens verkauft worden ist. Die neun Schüsse sollen mit einem Maschinengewehr HK JMP-5 abgegeben worden sein. HK JMP-5 werden von der Polizei Rio de Janeiros verwendet. Kurz nach Bekanntwerden wurde vom Verschwinden von Maschinengewehren aus dem Polizeiarsenal berichtet.
Angesichts der Verschwiegenheit und dem Verstreichen der Zeit, ohne jegliche Ermittlungsergebnisse befürchten Angehörige, Politiker und Menschenrechtsorganisationen, dass der Mord zu einer bloßen Nummer der Verbrechensstatistik Brasiliens werden könnte. Etwa 92 Prozent aller in Brasilien verübten Mordfälle werden ungelöst archiviert oder bleiben ohne eine Verurteilung der Täter.
Die Stille um den Mord an Marielle Franco sieht Amnesty International kritisch. Sie könnte auf eine Verschleppung der Ermittlungen durch die Autoritäten hindeuten, heißt es in einem Dokument der Organisation. Die Einsetzung einer unabhängigen Kommission zur Überwachung der Ermittlungen wird auch deshalb mit Dringlichkeit gefordert.