Kahlschläge sind eine enorme Bedrohung für den Amazonas-Regenwald. Jetzt haben sie aber ein archäologisches Geheimnis preis gegeben, das die bisherigen Erkenntnisse über den größten Regenwald der Welt auf den Kopf stellen könnte.
Bei Luftbildaufnahmen entwaldeter Bereiche im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso sind den Forschern etliche Geoglyphen aufgefallen. 81 dieser Bodenbilder sind von einer Gruppe von Archäologen der englischen Universität Exeter näher untersucht worden. Gefunden haben sie dabei ebenso Reste von Keramik, Kohle, Werkzeuge und somit die Reste von Siedlungen.
Bis vor Kurzem sind die Experten noch davon ausgegangen, dass in dem 5,5 Millionen Quadratkilometer umfassenden Amazonas-Regenwald vor dem Eintreffen der Europäer insgesamt nur zwei bis acht Millionen Menschen gelebt haben. Die Annahme muss nach den neuesten Entdeckungen allerdings überdacht werden.
Allein in dem untersuchten Gebiet von 2.000 Quadratkilometern sollen zwischen 1200 und 1500 etwa 750.000 Menschen gelebt haben. Neu ist auch, dass die Siedlungsreste nicht in Flußnähe gelegen sind, sondern fernab von diesen. Darüber hinaus haben die Menschen im Wald Landwirtschaft betrieben, wie durch den Fund von „terra preta“ belegt wird, einer schwarzen, sehr fruchtbaren Erde, die durch das Einwirken der Menschen entsteht.
Angelegt wurden die Geoglyphen in geometrischen Formen, wie Kreisen und Quadraten. Nach Meinung der Forscher könnten sie als Befestigungsanlagen der Dörfer gedient haben. Ähnliche Siedlungsreste und Erdbilder sind ebenso hunderte Kilometer entfernt von den jetzigen Grabungsstätten entdeckt worden. Möglich wäre deshalb eine stete Besiedlung durch verschiedene Kulturen entlang eines Korridors.
Jetzt hoffen die Forscher, mehr darüber herauszufinden, wie so große Bevölkerungsgruppen im Einklang mit der Natur gelebt haben, um letztlich davon für die Zukunft zu lernen.