Die Brasilianer haben mit Bestürzung und Wut auf die Ermordung der Menschenrechtlerin Marielle Franco reagiert. Die 38-jährige Abgeordnete des Stadtparlaments Rio de Janeiros ist Mittwochnacht (14.) kaltblütig erschossen worden.
Nach ersten Ermittlungen ist die im Favela-Komplex Maré geborene Soziologin beim Verlassen eines Eventes gegen 21 Uhr verfolgt worden. Etwa drei Kilometer weiter hat dann ein Wagen neben dem der Stadträtin gehalten. Aus ihm wurden neun Schüsse auf das Fenster des Rücksitzes abgegeben. Dort befand sich Marielle, die von vier Schüssen am Kopf getroffen wurde. Ihr Fahrer wurde durch mehrere Schüsse in den Rücken getötet. Die neben Marielle sitzende Assessorin wurde lediglich durch Glassplitter verletzt.
Marielle hat der linksgerichteten Partei PSOL angehört und ist erst vor zwei Jahren mit dem fünfbesten Ergebnis aller Kandidaten und über 46.500 Stimmen zur Abgeordneten des Stadtparlaments Rios gewählt worden. Stark gemacht hat sich die Afrobrasilianerin für die Minderheiten, die Rechte der Frauen, allen voran der schwarzen Frauen, und der Favela-Bewohner. Angeprangert hat sie in den sozialen Netzwerken aber auch die Gewalt durch die Polizei und das Militär. Die von Präsident Michel Temer erlassene Militärintervention in Rio de Janeiros hat sie kritisiert. Sie wurde zudem zur Berichterstatterin der Kommission zur Kontrolle der Militärintervention gewählt.
Ihr Tod hat in ganz Brasilien Proteste hervorgerufen. In São Paulo und etlichen anderen Städten des Landes sind tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Sie haben nicht nur die Aufklärung der Morde und ein Ende der Gewalt gefordert. Zu lesen war auf den Plakaten ebenso: „Sie werden es nicht schaffen, uns zum Schweigen zu bringen“.