In Brasilien steigt die Zahl der Häftlinge jeden Monat durchschnittlich um 5.700 Männer und Frauen an. Zwischen Dezember 2014 und Juni 2016 haben über 104.000 Brasilianer eine Haftstrafe angetreten. Das entspricht der Gesamtbevölkerung einer deutschen Großstadt.
Entsprechend überfüllt sind die Justizvollzugsanstalten, mit deren Bau der Staat längst nicht hinterher kommt. Im Juni 2016 sind laut einer neuesten Erhebung des Justizministeriums 726.712 Männer und Frauen eingesessen. Die Zahl der Gefängnisplätze hat indes nur 368.049 betragen. Die Verteilung der Inhaftierten auf die Vollzugsanstalten ist jedoch nicht gleichmäßig. 89 Prozent der Häftlinge sitzen in überfüllten Gefängnissen ein. Mancherorts, wie im Bundesstaat Amazonas, wird dabei sogar eine Überbelegung von 484 Prozent verzeichnet.
Eigentlich wurde angestrebt, die hohe Zahl der Einsitzenden durch Alternativstrafen zu reduzieren. Die wurden auch angewendet. Allerdings wurde dadurch lediglich vermieden, dass weitere 140.000 Kriminelle und mutmaßlich Kriminelle eingesperrt wurden.
Ein Problem ist die hohe Zahl von provisorischen Gefangenen. Etwa 40 Prozent der Inhaftierten sind nicht veruteilt. Betroffen sind davon vor allem schwarze Jugendliche. Mehr als die Hälfte der Insassen sind zwischen 18 und 29 Jahre alt und 64 Prozent sind Schwarze. Das Hauptverbrechen ist der Drogenhandel. Wegen diesem sitzen 28 Prozent der Häftlinge ein.
Im internationalen Vergleich steht Brasilien an dritter Stelle, was die Zahl der Inhaftierten betrifft. Lediglich in den USA und China liegt diese über der des südamerikanischen Landes.