In der Favela Rocinha in Rio de Janeiro hat die Polizei am Montag (24.) eine 67-jährige, spanische Touristin erschossen. Ein Polizist hat das Feuer eröffnet, weil der Wagen, in dem sie sich befand, der Aufforderung zum Anhalten nicht nachgekommen ist.
In der offiziellen Version heißt es, ein Polizist habe ein Zeichen zum Anhalten gegeben. Vom Fahrer des Wagens wird dem widersprochen. Videoaufnahmen einer Straßenkamera zeigen, wie zuerst ein weißer Lieferwagen und dann das Auto an einem Streifenwagen und Polizisten vorbeifahren und wie drei Polizisten dem Fahrzeug folgen.
In diesem befand sich neben dem Fahrer eine Reiseführerin, die verstorbene Frau sowie deren Bruder und Schwägerin. Sie haben sich von einem in Brasilien lebenden Italiener in die Favela Rocinha bringen lassen. Als der Fahrer später die Touristen wieder abholen sollte, sei er zunächst in eine Polizeikontrolle geraten, aber nach der Überprüfung der Papiere wieder freigegeben worden, wie er laut Medien ausgesagt hat. Der tragische Vorfall hat sich dann auf der Rückfahrt mit den Touristen ereignet.
In der Version der Polizisten heißt es laut Medienberichten, dass sie stutzig geworden wären, weil sie zunächst den leeren Wagen in die Favela fahren gesehen haben und dieser kurz später vollbesetzt gewesen ist. Sie hätten deshalb angenommen, dass der Fahrer Banditen transportiert.
Die beteiligten Polizisten sind mittlerweile verhaftet. Ein Ermittlungsverfahren läuft.
Theoretisch gilt die Favela Rocinha als „befriedet“. Seit Wochen ist dort die Lager wegen eines Bandenkriegs wieder angespannt. Immer wieder kommt es zu Schußwechseln zwischen den Drogenbanden und ebenso der Polizei. Im Einsatz ist seit September dort auch das Militär.