In Brasilien wird die Pressefreiheit nicht immer respektiert, wie aus dem jüngsten Bericht des interamerikanischen Presseverbandes SIP hervorgeht. Angeprangert wird in der Studie unter anderem die Zunahme von Zensurversuchen mit Hilfe von Gerichten. Verbessert hat sich die Situation hingegen im Bezug auf Todesfälle. Laut dem Bericht wurden keine Mordopfer der Presse registriert.
Wie in den meisten demokratischen Ländern ist auch in Brasilien die Pressefreiheit per Gesetz gewährt. Vor allem Politiker versuchen jedoch immer wieder Veröffentlichungen zu verhindern, die ihrem Ansehen schaden könnten. Wie der Bericht der SIP zeigt, haben sie damit oftmals in erster Instanz vor Gericht Erfolg. Im September wurde beispielsweise die renommierte Zeitschrift Isto É dazu verurteilt, ihre aktuelle Ausgabe aus dem Vertrieb zu nehmen. Erwirkt wurde dies vom Gouverneur des Bundesstaates Ceará, Cid Gomes. Der Politiker war vom wegen angeblicher Korruption angeklagten Ex-Direkter des Ölunternehmens Petrobras beschuldigt worden, in den Skandal verwickelt zu sein, wie in einem Artikel der Zeitschrift berichtet wurde. Vergangene Woche wurde das Urteil in zweiter Instanz nun aufgehoben.
Die Zensur-Versuche sind keineswegs eine Seltenheit. Vermehrt registriert werden sie jedoch traditionell in Wahljahren. Nach Angaben der brasilianischen Pressevereinigung Abraji wurden allein dieses Jahr bis zum 26. September bei der Justiz 138 Anträge eingereicht, um die Veröffentlichung von Artikeln zu verhindern.
Registriert hat die Pressevereinigung darüber hinaus 48 Aggressionen gegenüber Journalisten. Von einigen gingen im Juni und Juli Bilder während der Fußball-WM um die Welt. Während des Turniers hatten Demonstrationen stattgefunden, die journalistisch begleitet wurden. Allerdings kam es dabei zu einigen Übergriffen von Seiten der Polizei gegen Fotografen, Kameraleute und Berichterstatter, unter ihnen auch ausländische Reporter. Elf Pressevertreter waren allein bei den Demonstrationen während der WM-Eröffnungsfeier von der Gewalt durch die Sicherheitskräfte betroffen. Schlagstockeinsatz und Tränengasbomben führten zudem zu Verletzungen.
Aber auch von anderen Seiten vermeldet die Abraji Aktionen gegen die Presse und seine Vertreter. Die Anschuldigungen reichen von Wandschmiererei über die Erstürmung von Redaktionen bis hin zu Morddrohungen und sogar einem Mordversuch. Einschüchterungsversuche, die Zerstörung von Kameras und vorübergehende Festnahmen während der Ausübung des Berufes sind weitere Punkte, die von der Pressevereinigung aufgelistet werden.