Brasiliens Straßen lassen sehr zu wünschen übrig. Nur zwölf Prozent der Verkehrswege sind asphaltiert. Von diesen weisen knapp die Hälfte Probleme wie Schlaglöcher oder Bodenwellen auf. Der schlechte Zustand der Straßen kommt die Brasilianer indes teuer zu stehen: Eine hohe Zahl an Unfällen, längere Transportzeiten und Mehrausgaben von umgerechnet knapp 600 Millionen Euro für Benzin und Diesel. Zu dem Ergebnis kommt der Nationale Transportverband CNT, der am Donnerstag (16.) seine Studie über das Straßennetz Brasiliens vorgelegt hat.
Nur 203.500 Kilometer des 1,7 Millionen Kilometer umfassenden brasilianischen Straßennetzes sind asphaltiert. Selbst einige Hauptverbindungswege sind lediglich Erdpisten. Verbesserungen werden von Industrie, Wirtschaft und auch den Landwirtschaftsverbänden schon seit langem gefordert. Der Ausbau geht indes nur langsam voran. Laut CNT-Bericht kamen im vergangenen Jahr zwar 1.761 Kilometer Bundes- und Staatsstraßen hinzu. Angesichts des riesigen Landes ist die Zahl jedoch verschwindend gering.
Doch selbst die geteerten Verkehrswege erhalten keine guten Noten. Knapp die Hälfte der untersuchten 98.475 Kilometer Teerstraßen weist Defizite auf. Von 44,7 Prozent ist die Asphaltdecke nahezu abgefahren, bei knapp 40 Prozent fehlt ein Seitenstreifen und bei 47,6 Prozent ist die Markierung des Mittelstreifens nicht vorhanden oder nicht mehr erkennbar. Hinzu kommen Schlaglöcher und fehlende Vekehrsschilder. Statt Verbesserungen haben die Experten festgestellt, dass sich die Zahl der besonders kritischen Stellen von 250 im Vorjahr auf nun 289 erhöht hat. Dazu zählen eingestürzte Brücken, riesige Krater im Asphalt und fehlende Barrieren.
Um die Situation zu verbessern, wären laut CNT staatliche Ausgaben in Höhe von beinahe 100 Milliarden Euro notwendig. Vorgesehen waren für 2014 indes nur vier Milliarden Euro, wobei davon bis zum 30. August lediglich 55 Prozent tatsächlich für den Straßenbau verwendet worden sind.
Die Folge von all dem bekommt nicht nur die Wirtschaft zu spüren. Allein auf den Bundesstraßen Brasiliens starben 2013 bei 186.000 Unfällen 8.551 Menschen. Wären die Straßen in einem besseren Zustand, könnte die Hälfte der Unfälle vermieden werden. Als Folge gäbe es 4.000 Tote weniger, ist sich CNT-Präsident Clésio Andrade sicher. Enorm verringert werden könnte ebenso der Kohlendioxidausstoß. Die Ersparnis wird mit 1,96 Millionen Tonnen angegeben.
Besser sieht es hingegen bei den Mautstraßen aus, die von privater Hand unterhalten werden. 74,1 Prozent von ihnen wurden als gut oder optimal eingestuft. Um die Infrastruktur Brasiliens zu verbessern, hält es der Transportverband deshalb für unerlässlich, die Privatinitiative beim Straßenausbau mit einzubinden.