Vorurteile und auch gewalttätig Übergriffe gegen Lesben und Schwule sind in Brasilien keine Seltenheit. Jüngstes Beispiel dafür ist die Brandstiftung am Kulturzentrum Gaúcha in der Stadt Santana im Süden des Landes. Dort sollte eine Gemeinschaftshochzeit von mehreren Paaren stattfinden, unter denen sich auch zwei junge Frauen befanden, die sich das Ja-Wort geben wollten. Wenige Tage vor der Zeremonie haben homophobische Kriminelle das Zentrum jedoch in Brand gesteckt.
Schon vor dem kriminellen Akt hatte es entsprechende Drohungen gegeben. Die zuständigen Behörden ließen sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Die Gemeinschaftsvermählung fand deshalb auch nach Plan statt. Anwesend war dabei unter anderem auch die Ministerin für Menschenrechte Ideli Salvatti. Sie rief zur Toleranz auf und forderte ein Gesetz, das ähnlich wie bei rassistischen Vorfällen entsprechende Strafen für Verunglimpfungen von und Übergriffe gegen Homosexuelle vorsieht.
Auch wenn die Vorurteile gegenüber Homosexuelle in Brasiliens keineswegs auf eine Region beschränkt sind, scheinen die Menschen im Norden des Landes toleranter zu sein oder zumindest nicht zur Schau zu stellen. Eine Gemeinschafthochzeit für 15 homosexuelle Paare ist in Manaus geplant. Organisiert wurde sie von der brasilianischen Anwaltsvereinigung OAB. Demonstrieren will die Vereinigung damit unter anderem, dass die zivilen Rechte für alle gleichermaßen gelten und eine standesamtliche Hochzeit nichts mit Religion zu tun hat. Vielmehr gehe es um die Gewährung der Ehe-, Erb- und Scheidungsrechte.
Erst unlängst hatten die Äußerungen und Hetzparolen verschiedener politisch aktiver Pastoren und Evangeliker für Proteste gesorgt. Diese haben in dem südamerikanischen Land jedoch einen großen Einfluss. Nach Angaben des statistischen Amtes IBGE wurden 2010 über 42 Millionen Anhänger der evangelikalen Kirchen gezählt. Bei den Wahlen am 25. Oktober treten zudem 270 Pastoren an, darunter befindet sich auch ein Kandidat auf das Präsidentenamt.