Auch weiterhin weist Brasilien bei körperlichen, sexuellen und seelischen Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen eine erschreckende Bilanz auf. Das südamerikanische Land steht weltweit auf dem sechsten Platz bei der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die einen gewaltsamen Tod sterben, wie aus der von der Unicef vorgelegten Studie „Hidden in plain sight“ hervorgeht.
Dem Bericht zufolge sind in Brasilien im Jahr 2012 je 100.000 Einwohner 17 Kinder und Jugendliche zwischen Null und 19 Jahren einen gewaltsamen Tod gestorben. In absoluten Zahlen sieht es noch düsterer aus. Danach sind 11.000 Kinder und Jugendliche gewaltsam ums Leben gekommen. Lediglich in Nigeria waren es mit 13.000 mehr.
Besonders schwer trifft die tödliche Gewalt die Jungen. In dem südamerikanischen Land sterben mehr Buben zwischen zehn und 19 Jahren durch Gewalt als durch andere Ursachen wie Krankheiten oder Unfälle. Ihr Risiko, einen gewaltsamen Tod zu sterben, ist zwölfmal so hoch wie das der Mädchen. Besonders betroffen sind zudem schwarze Jugendliche. Sie tragen ein dreimal so großes Risiko umgebracht zu werden, als weiße Jugendliche.
Zurück geführt wird die Gewalt gegen Kinder und Jugendliche unter anderem auf die große Ungleichheit zwischen arm und reich, dem Zugang zu Schusswaffen, dem hohen Konsum von Drogen und der Zunahme der jugendlichen Bevölkerung. Sexuelle Gewalt und Mobbing an Schulen sind weitere Probleme, denen die Teenager unterworfen sind.
In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass die Gewalt nicht nur Kinder zerstört, sondern sich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt. Unter Gewalt leidende Kinder haben größere Chancen, später als Erwachsene in Armut zu leben, selbst gewalttätig zu werden oder arbeitslos zu sein, wie in der Studie festgestellt wurde.
Um die Situation zu ändern, werden von der Unicef sechs Strategien vorgeschlagen. Sie reichen von der Unterstützung der Eltern und der Aufklärungsarbeit bis hin zur Stärkung der Rechte der Kinder und juristischen Maßnahmen. In Brasilien wurde unlängst ein lächerliches „Ohrfeigen-Gesetz“ verabschiedet, das den Eltern Gewalt als erzieherische Maßnahmen verbietet und sie gleichzeitig kriminalisiert. Bei den unzähligen toten Kindern durch Bandengewalt und korrupten Polizeiapparat schaut die Regierung jedoch auch weiterhin weg.