In der internationalen Presse wird die Kritik im Hinblick auf die bevorstehende Fußball-WM in Brasilien immer lauter. Im Kreuzfeuer stehen unter anderem die hohe Zahl der Gewalttaten und die Bedenken, ob das südamerikanische Land die Sicherheit der Touristen gewährleisten kann. Regierungen und Städte arbeiten unterdess an Programmen zur Verbesserung der Sicherheitspolitik.
Der unlängst veröffentlichten Sicherheitsstatistik (Anuário Estatístico do Fórum Brasileiro de Segurança Pública) zu Folge, sind die Zahlen tatsächlich nicht schmeichelnd. Die Tötungsdelikte haben 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 7,6 Prozent zugenommen. Über 50.000 Menschen wurden allein 2012 umgebracht, was 25,8 gewaltsamen Todesfällen pro 100.000 Einwohnern entspricht. Betroffen ist vor allem die brasilianische Jugend. Etwa zwei Drittel der gewaltsam umgekommenen Männer und Frauen waren zwischen 15 und 24 Jahre alt.
Düster sieht es ebenso aus, was Überfälle und Diebstähle betrifft. Über 1.500 Raubdelikte von Warenladungen, Autos, Bankautomaten oder Privateigentum wurden 2012 pro Tag bei den Polizeistationen des Landes zur Anzeige gebracht. Das entspricht über 560.000 Raubdelikten im Jahr. Verzeichnet wurden dabei 1.810 Überfälle, bei denen die Opfer ums Leben kamen.
Beim Drogenhandel wurde ein Zuwachs von 19 Prozent verzeichnet, wobei in ganz Brasilien über 120.000 Drogendelikte registriert wurden. Die Zunahme führen die Statistiker hierbei, auf ein verstärktes Eingreifen der Polizei zurück. Ein großer Teil der Raub- und Tötungsdelikte wird zudem dem Drogenhandel zugeschrieben sowie in Zusammenhang mit dem Konsum von Crack, Kokain und Co gebracht.
Doch wie sieht es mit der Gefahr für die Touristen aus? Das amerikanische Nachrichtenmagazin CNN hat bereits einige einschlägige Reportagen bezüglich der Gewalt und der WM veröffentlicht. In einem dort jüngst erschienenen Artikel gibt der Autor gar den Rat, falls man “kein fanatischer Fußballfan mit einem großen Appetit auf Abenteuer und Gefahr ist”, sein Geld lieber woanders auszugeben. Er kritisiert die hohe Kriminalität, beklagt zu wenig Polizei und verweist darauf, dass von den Gefängnissen Brasiliens aus via Handy Straftaten dirigiert werden. Ob seine Kritik berechtigt ist, sei dahin gestellt. Fest steht, dass es auch schon zu anderen Großveranstaltungen vorab Kritik und Bedenken gab, wie beispielsweise zur Fußball-WM in Südafrika.
In Brasilien wird währenddessen daran gearbeitet, den Touristen eine möglichst sichere WM zu bieten. 900 Millionen Dollar sollen in die Sicherheit investiert werden. Geplant ist zudem, das Polizeikontingent rund um die Stadien sowie bei den Sehenswürdigkeiten zu verstärken. Darüber hinaus wurden in größeren Städten schon vor Jahren eigens Polizeispezialeinheiten für Touristen eingerichtet. Innenstädte und Sehenswürdigkeiten sind mit Kameras ausgestattet, mit denen das Geschehen auf Plätzen und Straßen rund um die Uhr überwacht werden kann. In einer Studie über Kriminalität verweisen Henrique Catai und Mirian Rejowski darauf, dass Touristen eher selten Opfer von Gewalttaten sind – auch deshalb, weil die meisten Gewalttaten nicht an den Orten stattfinden würden, an denen sich die Mehrheit der Touristen aufhielte.
Vorsicht ist natürlich dennoch angebracht. Teurer Schmuck und Luxusuhren sollten lieber zu Hause bleiben, Kameras nicht stolz um den Hals getragen und der dicke Geldbeutel mit der Kreditkarte besser im Hotelsafe gelassen werden. Kurz, wer nicht auffällt, läuft auch weniger Gefahr zum Opfer zu werden.