Der Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro hat endgültig seinen Höhepunkt erreicht. Papst Franziskus hat am Samstagabend (27.) am völlig überfüllten Strand der Copacabana die Vigil-Feier zelebriert, zu der nach Angaben der Stadtverwaltung bis zu drei Millionen Teilnehmer erwartet wurden. In seiner emotionalen und energischen Rede forderte der Pontifex die Jugendlichen auf, keine Angst zu haben, mit Jesus zu sprechen. Die Gläubigen sollten nicht in der letzten Reihe sondern ganz vorne stehen. Sie seien die Protagonisten bei der Errichtung einer neuen Kirche.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche appellierte daher an die Jugend, das Wort Gottes in die Herzen einziehen zu lassen. Das Feld des Glaubens sei kein geografischer Ort, es seien die Menschen selbst. „Gott kann alles tun, ihr müsst es nur zulassen“ so der heilige Vater. Der Papst zog auch eine Analogie mit dem Fußball, schließlich sei gerade der Sport in Brasilien eine nationale Leidenschaft. Gott wolle, dass man in seinem Team spiele. „Jesus bietet uns mehr als eine Weltmeisterschaft. Er eröffnet uns die Möglichkeit eines fruchtbaren und glücklichen Lebens und zugleich eine Zukunft an seiner Seite, die kein Ende kennt, ein unendliches Leben“ sagte Franziskus.
In seiner Rede sprach der Pontifex auch kurz die sozialen Proteste in vielen Teilen der Welt an, allerdings ohne Brasilien explizit zu erwähnen. Er verfolge stets die Nachrichten und sehe, dass immer häufiger Jugendliche für ein besseres Leben auf den Straßen demonstrierten. Dies müsse jedoch „geordnet, friedlich, verantwortungsbewusst und von den Werten der Evangelien motiviert“ erfolgen.
Die weltberühmte Strandpromenade hatte sich schon lange vor der Ankunft von Papst Franziskus trotz kühler Temperaturen und leichtem Nieselregen in eine einzige „Papacabana“ verwandelt. Dem heiligen Vater strömte wie in den Tagen zuvor eine enorme Begeisterungswelle entgegen. Die Menschen jubelten dem Papst euphorisch zu, viele schwenkten ihre mitgebrachten Landesfahnen. Franziskus brach auf dem Weg zum Altar wiederholt das Protokoll, stieg vom offenen Papamobil herunter, sprach mit Menschen und segnete Kinder. Der neue Vertreter Gottes auf dem Stuhl Petri dürfte auf seiner ersten Auslandsreise durch seine menschliche, herzliche und demütige Art aber auch durch seine klaren Worte in Richtung Politik endgültig die Herzen der Gläubigen gewonnen haben.
Überschattet wurde die Vigil-Feier allerdings durch ein einziges organisatorisches Chaos. Bis zu zwei Stunden mussten Pilger unter anderem vor den wenigen vorhandenen Toiletten ausharren, auch der Verkehr brach erwartungsgemäß vollständig zusammen. Unzählige Pilger liefen daher bereits am Nachmittag vom Bahnhof im Stadtzentrum zu dem rund zehn Kilometer entfernten Strandabschnitt. Viele Gläubige waren mit Schlafsäcken oder Isomatten unterwegs, schließlich ist die Nachwache als Begegnungspunkt mit anderen Jugendlichen aller Kontinente für viele Teilnehmer ein zentraler Programmpunkt des Weltjugendtages.
Die Organisatoren hatten zuvor die Gläubigen eindringlich gebeten, aufgrund der fehlenden Infrastruktur keinesfalls am Strand zu übernachten sondern wieder in ihre Unterkünfte zurückzukehren. Dafür seien Busse und U-Bahnen rund um die Uhr im Einsatz. Behindert wurde die Veranstaltung auch durch ungewohnt starken Wellengang in der Guanabara-Bucht und einer damit verbundenen hohen Flut, die den künstlich aufgeschütteten Strand der Copacabana teilweise dramatisch verkleinerte und somit die Menschenmassen auf noch engerem Raum zusammendrängte.
Dass die Nachtwache am Samstagabend und der Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen überhaupt unter die Augen der Christusstatue auf dem Corcovado verlegt wurden, ist den klimatischen Bedingungen in der Millionenmetropole geschuldet. Ursprünglich sollten die Veranstaltungen auf dem „Campus Fidei“ in Guaratiba weit außerhalb der „Cidade Maravilhosa“ stattfinden. Heftige Regenfälle hatten das gigantische Areal mit seinem riesigen Altar allerdings in eine einziges Feld aus Schlamm und Morast verwandelt, so dass die Organisatoren letztendlich als Notlösung auf das Festivalgelände im Süden der Stadt zurückgreifen mussten. Dort hatte Papst Franziskus bereits am Donnerstag und Freitag gemeinsam mit Gläubigen gebetet, allerdings hatten an den ersten Events „nur“ einige hunderttausend Katholiken teilgenommen.