In Brasilien wird durchschnittlich alle 10 Minuten ein Mensch ermordet. Dies geht aus einer nun vom Instituto Avante Brasil veröffentlichten Studie hervor. Die Verantwortlichen haben dafür die Zahlen des staatlichen Gesundheitssystems SUS von 1980 bis 2010 ausgewertet. Demnach seien in diesen drei Dekaden im größten Land Südamerikas über 1,2 Millionen Menschen gewaltsam ums Leben gekommen.
Erschreckend ist dabei jedoch die Zunahme der Tötungsdelikte. Waren es 1980 knapp 11 Morde je 100.000 Einwohner, so wurden 2010 bereits über 27 Morde je 100.000 Einwohner registriert. In absoluten Zahlen waren dies 13.910 Morde in 1980 zu 52.260 in 2010. In der letzten Dekade viel die Steigerung der Tötungsdelikte jedoch deutlich geringer aus und „stabilisierte“ sich auf 1,48 Prozent pro Jahr. Insgesamt erfuhr der Tatbestand „Mord“ jedoch in den vergangenen 30 Jahren – gemessen an jeweils 100.000 Einwohnern – einen Anstieg von 133 Prozent.
Die Studie wagt zudem ein Projektion für die kommenden Dekaden. So gehen die Wissenschaftler im Jahr 2050 von elf statt bislang sechs Morden je Stunde aus. In 38 Jahren würden damit 94.203 Mordopfer jährlich zu beklagen sein. Und dies trotz jahrelanger Bemühungen der Regierung, illegale Schusswaffen aufzukaufen oder den Besitzern bei Abgabe Straffreiheit zu gewähren. Zudem beschlagnahmt die Polizei kontinuierlich eine große Anzahl von Revolvern, Pistolen und Gewehren, die dann oft im Beisein von Pressevertretern zerstört werden.
Wie die stetig steigende Gewaltwelle jedoch unterbrochen werden kann, darauf haben die Mitarbeiter dies Instituts keine Antwort. Experten machen seit Jahren die hohe Verbreitung von Schusswaffen unter der Bevölkerung für die Vielzahl an Tötungsdelikten verantwortlich. Die Regierung unternehme trotz der zuvor erwähnten Aktionen zu wenig, diese Waffen einzuziehen. In Brasilien ist zudem der angemeldete und legale Waffenbesitz weiterhin gesetzlich legitimiert. Zuletzt war ein Referendum im Jahr 2005 zur Verschärfung der Waffengesetze und der Einschränkung des Verkaufs von 64 Prozent der rund 120 Millionen Wahlpflichtigen abgelehnt worden.