Sie sind Symbol für Schönheit und Lebensfreude der Region und des jährlich dort stattfindenden Spektakels: die Königin und ihre beiden Prinzessinnen vom Oktoberfest in Blumenau. Ein Jahr lang stehen die drei jungen Frauen an vorderster Front, um Besucher aus nah und fern in die Kleinstadt im Süden Brasiliens zum grössten „deutschen Volksfest auf dem amerikanischen Kontinent“ zu locken. Und auch während der 21 Tage andauernden Festivitäten sind sie stets in ihren luxuriösen Kleidern auf dem Festgelände „Parque Vila Germância“ präsent, um die Einwohner von Blumenau als auch die Touristen mit offenen Armen zu empfangen.
Für das brasilien Magazin haben Königin Cristiana Krüger, Prinzessin Sabrina Beck und Prinzessin Ana Paula Tolardo einmal eine kurze Pause vom offiziellen Zeremoniell eingelegt. Mit Charme und Schönheit haben sie verraten, welche Verantwortung mit dem Amt einhergeht und warum das Oktoberfest 2011 ihr ganz persönliches Highlight des Jahres darstellt.
Drei Wochen dauert das Oktoberfest, das bedeutet drei Wochen ohne Pause vor Ort im „Parque Vila Germânica“. Das Fest ist fast vorbei, überwiegt jetzt die Müdigkeit oder immer noch die Freude?
Königin Cristiana: Nach jetzt 18 Tagen des Festes sind wir natürlich ein wenig müde. Wir arbeiten jeden Tag und jede Nacht bis in den frühen Morgen. Wir stehen die ganze Zeit über zur Verfügung um die Touristen und die Einwohner von Blumenau zu begrüßen. Aber wir machen das ja, damit es das beste Oktoberfest hier im „Parque Vila Germânica“ wird.
Prinzessin Sabrina: Es ist natürlich eine lange Zeit und sehr anstrengend. Aber ich bin mir sicher, dass sich das lohnt. Ausruhen können wir uns ja danach. Wir sind hier, um die Leute und die Touristen, die nach Blumenau kommen, zu empfangen.
Prinzessin Ana Paula: Natürlich sind wir nach über 2 Wochen Oktoberfest müde. Aber wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit und begrüßen die Touristen unabhängig davon, ob sie am ersten oder letzten Tag des Festes kommen. Und da wir gut angenommen werden, ist es natürlich anstrengend aber ich denke, wir leisten eine gute Arbeit.
Ihr tragt ja sehr ausgefallene und schöne Kleider. Davon gibt es ja sicherlich mehrere, denn 21 Tage Fest ohne zu wechseln wäre ja dann doch unangenehm. Und einfach zu waschen geht ja wohl auch nicht …
Königin Cristiana: Richtig. Die Kleider können nur in der Reinigung gewaschen werden. Jedes Jahr erhalten die Königin und die Prinzessinnen eine neue Kollektion. Wir haben jede etwa fünf oder sechs verschiedene dieser wunderschönen Kleider.
Sind diese Kleider denn nun wirklich typisch deutsch oder eher der Tradition von Blumenau nachempfunden?
Prinzessin Ana Paula: Sie sind schon prinzipiell der traditionellen Art nachempfunden, aber da sind natürlich brasilianische Einflüsse enthalten, was sich dann im Aussehen auch bemerkbar macht.
Wie kann man eigentlich Königin respektive Prinzessin beim Oktoberfest in Blumenau werden?
Königin Cristiana: Also als erstes muss man natürlich immer fröhlich und sympathisch sein. Und natürlich offen gegenüber den Besuchern. Dann muss man mindestens 21 Jahre alt sein, seit zwei Jahren in Blumenau wohnen, darf nicht verheiratet sein und keine Kinder haben. Und muss mindestens 1,65m groß sein. Es ist also so ähnlich wie bei einer Miss-Wahl. Der Wettbewerb geht einen Monat und man muss natürlich auch die entsprechende Zeit dann im kommenden Jahr haben, um den Verpflichtungen nachzukommen.
Gewählt wurdet ihr ja bereits am letzten Tag des Oktoberfestes im vergangenen Jahr. Was für Verpflichtungen habt ihr denn das Jahr über gehabt?
Königin Cristiana: Als erstes mussten wir uns natürlich allen in Blumenau vorstellen. Man steht sehr in der Öffentlichkeit und da sind natürlich auch alle Freunde und die Familie involviert. Bezüglich meinem Berufsleben hat sich nicht geändert, aber es in meinem Privatleben war es doch eine große Umstellung.
Prinzessin Sabrina: Es war ein ganzes Jahr voller Arbeit. Wir sind auch durch Brasilien gereist um Werbung für das Oktoberfest zu machen. Das war ein toller Erfolg, wir sind dort überall gut angenommen worden. Und die Freundlichkeit der Menschen war natürlich eine tolle Belohnung für die Anstrengungen.
Prinzessin Ana Paula: Ja, wir sind meistens zu dritt weggefahren, um Werbung für das Fest zu machen. Wir waren unter anderem in Riberão Preto in São Paulo und in São Paulo selbst, in anderen Städten hier im Bundesstaat Santa Catarina wie Florianópolis. Aber auch nach Gramado in Rio Grande do Sul sind wir gefahren oder nach Paraná. Es war ein richtiger Marathon in diesem einen Jahr.
Nach den Wettbewerbsregeln habt jede ein Preisgeld von monatlich 800 R$ (ca. 340 Euro) monatlich erhalten. Eure Ausgaben wurden dabei vom Veranstalter des Oktoberfestes bezahlt. Was habt ihr denn mit eurem Geld angestellt?
Königin Cristiana: Ich habe das Geld in ein Auto investiert.
Prinzessin Sabrina: Den größten Teil habe ich gespart.
Prinzessin Ana Paula: (lacht) Ich habe alles für mich ausgegeben. Für den Frisör, für neue Schuhe oder Kleider, für Maniküre.
Cristiana Krüger hört sich ja nun ziemlich deutsch an. Wie deutsch fühlst du dich denn?
Königin Cristiana: Als ich fühle mich schon zu 50 Prozent deutsch. Ich lebe hier im deutschesten Viertel von Blumenau. Und da gibt es noch sehr viele deutsche Traditionen. 90 Prozent der dort lebenden Menschen sprechen auch noch Deutsch. Wenn du dort in einem Geschäft oder einer Bank arbeitest, musst du Deutsch können. Die ganz alten Leute dort verstehen nämlich fast gar kein Portugiesisch. Ich mag die Kultur, sie gefällt mir sehr. Ich hoffe auch, dass ich mal Deutschland kennen lernen, ich möchte nächstes Jahr einmal dorthin um es mir anzusehen und natürlich auch mein Deutsch zu verbessern. Denn bei uns zuhause sprechen wir natürlich kein Hochdeutsch sondern einen Dialekt, denn wir von unserer Oma gelernt haben.
Und was willst du dir in Deutschland ansehen?
Königin Cristiana: Ich will unbedingt nach Berlin. Das Oktoberfest in München ist bestimmt auch interessant. Ich habe eine Freundin, die hat ein Jahr in Deutschland gelebt und sie hat mir erzählt, Deutschland sei einfach fantastisch. Also ich bin wirklich sehr neugierig auf Deutschland.
Zu einem etwas traurigen Thema. Ein Jahr der Vorbereitung und dann steht wenige Wochen vor dem Oktoberfest das gesamte Gelände mehr als ein Meter unter Wasser! Was ist euch da durch den Kopf gegangen?
Königin Cristiana: Das ist halt Blumenau. Das Oktoberfest wurde ja auch nach einer großen Überschwemmung ins Leben gerufen und existiert nun seit 27 Jahren!
Aber was, wenn das Wasser nicht zurückgegangen wäre?
Königin Cristiana: Oh, wir haben eine feste Vereinbarung mit dem Heiligen Petrus.
Prinzessin Sabrina: Wir haben ja auch alle gemeinsam angepackt, die Unordnung aufzuräumen. Natürlich waren wir erst einmal traurig, aber die Hoffnung hat überwogen.
Prinzessin Ana Paula: Ja, das Hochwasser gehört einfach zu Blumenau. Wir sind daran schon irgendwie gewöhnt. Und deswegen haben wir alle mitgeholfen und dieses schöne Oktoberfest ist ja wohl Beweis genug. Der Kampf (gegen die Fluten) hat sich also mehr als gelohnt. Wir sind zwar vor weiteren Überschwemmungen nicht gefeit, aber wir werden die Stadt immer wieder herrichten, damit das Oktoberfest weitergehen kann.
Das diesjährige Oktoberfest ist jetzt fast vorbei. Was hat euch am besten gefallen, was am meisten gestört?
Königin Cristiana: Das Schönste ist natürlich die Freude und Feierlaune der Touristen und der Menschen hier in Blumenau. Und das hat natürlich auch mit den Musikgruppen zu tun. Da ist eines vom anderen abhängig. Die Bands sind fantastisch, die Organisation, die Reinigung, die Lust der Leute, zu feiern – das ist alles super. Leider übertreiben es manche mit den alkoholischen Getränken, da fehlt es manchmal an Verantwortungsbewusstsein.
Prinzessin Sabrina: Die Organisation des Festes muss man hervorheben. Vor allem die Dekoration ist gelungen, viele Blumen wurden aufgestellt. Und auch der Biergarten ist wunderschön, er eignet sich vor allem hervorragend für Familien. Was Schade ist, dass manche Besucher eben kommen, um einfach nur zu viel zu trinken.
Prinzessin Ana Paula: Es ist das erste Mal, dass ich so richtig Einblick in die Organisation habe. Und die ist wirklich sehr gut. Auch die Schönheit des „Parque Vila Germânica“ und die Freude der Besucher sind wirklich positive Aspekte. Als negativ sind mir bis jetzt einige Streitereien und Rangeleien bei den Besuchern aufgrund zu viel Alkoholkonsum aufgefallen. Da geht dann die Geduld und die Kontrolle verloren und das ist natürlich traurig.
Eine Frage zum Schluss: In wenigen Tagen müssen die Kronen den Nachfolgerinnen übergeben werden. Überwiegt die Traurigkeit, dass der Traum beendet ist oder die Freude, endlich das anstrengende Jahr hinter euch gebracht zu haben?
Königin Cristiana: Eigentlich die Freude, dass wir es geschafft haben, die Arbeit vom Anfang bis Ende bewältigt zu haben. Aber wir müssen natürlich auch etwas aufgeben, was uns war. Wir waren schließlich mitten drin im Oktoberfest als Symbol des Festes, als Königin oder Prinzessin. Aber ich freue mich auch, die Krone der Königin für das kommende Oktoberfest zu übergeben, damit sie erneut Werbung für das Fest machen kann. Damit sich hier auf dem Gelände wieder Brasilianer, Deutsche, Argentinier treffen und diese Menschen aus aller Welt gemeinsam das Oktoberfest feiern.