Ein Überfallopfer, ein Auftragskiller und eine Leiche: zwei Frauen und ein Mann müssen sich schon bald vor einem Gericht in Brasilien verantworten. Der kuriose Fall in einer Kleinstadt im Bundesstaat Bahia im Nordosten des Landes belustigt derzeit ganz Brasilien. Denn bei den Ermittlungen stellte die Polizei schnell fest: rein gar nichts ist so, wie es eigentlich hätte sein müssen!
Alles begann wie ein gewöhnlicher Kriminalfall, als im vergangenen Juni eine Frau in der rund 400 Kilometer von Salvador da Bahia entfernten Kleinstadt Pindobaçu eine Anzeige erstattete. Ein der Polizei bekannter vorbestrafter Mann habe sie überfallen und ihr 1.000 R$ (ca. 430 Euro) gestohlen. Die Beamten luden ganz nach Vorschrift den Verdächtigen vor, der seinerseits dann mehr als bereitwillig seine Version der Geschichte zum Besten gab. Demnach habe er vor der Frau die 1.000 R$ als Lohn für einen Auftragsmord erhalten, den er jedoch überhaupt nicht begangen habe.
Er habe sich mit seinem Opfer, einer anderen Frau aus der Stadt, abgesprochen, den Mord nur zu simulieren. Dafür habe er Ketchup gekauft, die Frau gefesselt und ein Messer neben ihrer Brust platziert. In dieser Position seien dann die „Beweisfotos“ angefertigt worden. Der Auftraggeberin sah den Mord als ausgeführt an und zahlte. Und staunte nicht schlecht, als sie die „Leiche“ wenige Tage später auf dem Markt des Provinznestes sah, wie diese Küsschen mit dem vermeintlichen Täter austauschte.
Laut der Polizei hat der Mann in seiner Vernehmung erklärt, den Auftrag nur angenommen zu haben, weil er arbeitslos gewesen sei und das Geld benötigt hätte. Ihn erwartet nun ein Verfahren wegen Erpressung, die angeblich Ermordete muss sich aufgrund von Komplizenschaft vor der Justiz verantworten. Und auf die Auftraggeberin, die sich zum Opfer machte, wartet eine Verhandlung wegen Anstiftung zum Mord.
Die Bewohner von Pindobaçu nehmen das Ganze mit viel Humor. Seit Wochen ist der kuriose Kriminalfall, der aus einer Telenovela stammen könnte, schon Stadtgespräch. Und dies wird sich so schnell nicht ändern. Denn alle erwarten nun mit Spannung den Auftritt von Überfallopfer, Auftragskiller und Leiche vor Gericht.