Die Flutkatastrophe im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehr als 1.300 Menschenleben gefordert. Nach den jüngsten Zahlen der Behörden in Brasilien wurden mittlerweile 820 Todesopfer bestätigt, über 500 Personen werden auch zwei Wochen nach dem verheerenden Hochwasser und den zahlreichen Erdrutschen weiterhin vermisst. Beobachter befürchten zudem, dass die Zahl der vermissten Personen in den kommenden Tagen eher steigen als fallen dürfte, da viele Meldungen noch nicht in der von der Regierung des Bundesstaates eingerichteten Datenbank integriert wurden.
Die Hoffnung unter den Millionen von Kubikmetern Schlamm und Geröll noch Überlebende zu finden, ist nach 14 Tagen faktisch ausgeschlossen. Längst konzentrieren sich die Helfer auf den Wiederaufbau von Infrastruktur, Schul- und Gesundheitswesen. Feldlazarette wurden eingerichtet, Trickwasser und Lebensmittel für Notunterkünfte beigeschafft, Strassen wurden notdürftig geflickt. Zudem errichteten Einheiten des Militärs erste provisorische Brücken über die Flüsse. Zivilschutz und Feuerwehr sind derweil weiterhin mit dem Abtragen der Erde und der Beseitigung des Schlamms beschäftigt.
Der Bürgermeister von Teresópolis, Jorge Mário, geht derzeit von einem Wiederaufbau von rund zwei Jahren aus. Auf einer Versammlung am Mittwoch erklärte er, 20 Stadtteile seien an insgesamt 42 Punkten von den Verwüstungen betroffen. Nur gemeinsam könne man die Stadt wieder in dieser kurzen Zeit rekonstruieren. In der mit am Schlimmsten durch die Flutkatastrophe betroffene Stadt in der Bergregion rund 100 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro kamen nach offiziellen Angaben bislang 327 Menschen ums Leben.
Aber auch Positives konnte Mário vermelden. Seinen Aussagen zufolge funktionieren rund 80 Prozent der Hotels und Gaststätten in der Stadt wieder normal. 500 Tonnen Müll seien inzwischen beseitigt worden. Der Beginn des neuen Schuljahres in den unbeschädigten Schulen wurde auf den 07. Februar festgelegt, erklärte zudem das örtliche Schulamt. Von den rund 100 Schulen im Munizip seien vier zerstört und weitere 20 schwer beschädigt worden, zwei weitere habe der Zivilschutz für nicht benutzbar erklärt. Sechs weitere Bildungseinrichtungen dienen derzeit als Notunterkünfte für die betroffene Bevölkerung.
Neben den erschreckend hohen Zahlen an Toten und Vermissten steigt auch fast täglich die Zahl der Obdachlosen. Nach letzten Schätzungen sollen über 25.000 Personen ihr Dach über dem Kopf verloren haben. Rund Zwei-Drittel der betroffenen Häuser sind vollständig zerstört oder stark beschädigt, der Rest liegt in Risikozonen, wo sich jederzeit neue Erdrutsche ereignen könnten. In Nova Friburgo hat der Zivilschutz bereits mit dem Abriss einer Vielzahl von Gebäuden begonnen. Betroffene Familien erhalten in der Übergangszeit eine Mietbeihilfe, zudem hat die Stadtverwaltung ein entsprechendes Terrain zur Errichtung eines neuen Stadtviertels ausgewiesen. Die ursprünglichen Wohngebiete sollen nach Planung der Verantwortlichen in den kommenden Jahren erneut aufgeforstet werden und somit ein Modellprojekt an Urbanisierungspolitik darstellen.