Provinzposse um Tiririca geht in die zweite Runde

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Datum: 29. Oktober 2010
Uhrzeit: 19:02 Uhr
Ressorts: Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Dietmar Lang
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Die Provinzposse um Kongressclown „Tiririca“ geht in die zweite Runde. Der TV-Spassmacher, der sich dem Vorwurf ausgesetzt sieht, nicht Lesen und Schreiben zu können und damit zu Unrecht bei den jüngsten Wahlen kandidiert hat, legte nun ein ärztliches Attest vor, welches bestätigen soll, dass er an einem entsprechenden Test seines Alphabetisierungsgrades nicht teilnehmen kann.

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Der Witzbold mit seinem Wahlkampfslogan “Schlimmer kann’s nicht werden” hatte bei den Parlamentswahlen zwar ein Rekordergebnis erzielt, muss jedoch mittlerweile um sein Mandat fürchten. Gegen ihn liegt weiterhin der Verdacht vor, gegen die Wahlgesetze verstoßen zu haben. Die brasilianische Verfassung sagt in Artikel 14, §4 eindeutig aus, dass Analphabeten nicht wählbar sind. Die Wahlbehörde beschloss daher am 04. Oktober, dass „Tiririca“ über einen Test seine Lese- und Schreibfähigkeiten nachweisen muss und somit alle Erfordernisse für eine Kandidatur erfüllt.

Diesen Test könne er nicht absolvieren, so seine Anwälten mit dem Verweis auf ein erstelltes Gutachten. Dieses bestätige, dass der 45-jährige eine „Störung in der Entwicklung des schriftlichen Ausdrucks“ habe. Dies sei eine „motorische Behinderung“, die verursache, dass er keinen Stift festhalten könne. Er benötige daher stets die Hilfe seiner Frau, die seine Hand beim Schreiben halte und eventuell führe.

Auch könne „Tiririca“ entgegen den Behauptungen sehr wohl lesen. Die Verteidigung bezog sich dabei auf den von den Gegnern vorgebrachten angeblichen „Beweis“ in einer TV-Reportage, wo sein Sohn ihm beim Lesen einer Karte unterstützen musste. Dies sei ausschließlich auf eine Sehschwäche zurückzuführen, eine Brille trage er „aus beruflichen Gründen“ nicht. Das Gutachten bestätige zudem, dass er durchaus fähig sei, ohne große Probleme zu Lesen. Vielleicht sollte der Herr dennoch auf seine Brillen zurückgreifen, um wenigstens seine Kritiker zu beruhigen.

Kritiker bezweifeln allerdings inzwischen die Richtigkeit des Gutachtens. „Tiririca“ habe nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt des Gutachtens, welches am 10. Oktober im Bundesstaat São Paulo angefertigt wurde, in seinem Geburtsort im Bundesstaat Ceará am anderen Ende Brasiliens einen Urlaub verbracht. Auch sei mit Mogi das Cruzes im Großraum der Millionenmetropole genau die Stadt gewählt worden, in der der Kongressabgeordnete Valdemar da Costa Neto seine Zentrale hat. Neto ist Vorsitzender der Partei, für die „Tiririca“ bei den Wahlen 2010 in Brasilien angetreten ist.

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