Meine kleine Umfrage zum Thema „Favela“ zeigt es auf: Die Meinungen über die einfachen Viertel, die sich um die grossen Metropolen Brasiliens gebildet haben, sind ziemlich unterschiedlich. Und dabei dann sogar noch ziemlich ausgewogen.
Knapp je 1/3 meiner Leser verbinden Favelas jeweils mit Drogen und Prostitution, geächteten Minderheiten und armen, ehrlichen Menschen. Die Aussenwirkung von Drogen und Prostitution ist somit weitaus stärker als die tatsächlichen Gegebenheiten. Untersuchungen haben gezeigt, dass knapp 95% der Bevölkerung dere Favelas tatsächlich nichts damit zu tun hat. Dies sind einfach arme Menschen, die verzweifelt nach Arbeit suchen. Und die von Grund auf auch nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten wollen. Sie wollen einfach nur überleben. Und sie wollen mehr Chancen. Doch ein kleiner Teil nutzt sie dabei aus und macht ihnen das Leben schwer. Innerhalb der Favela und ausserhalb bei der restlichen Bevölkerung. Und damit schliesst sich der Kreis. Und 2/3 der Leser sind im Endeffekt dieser Meinung.
Der Staat unternimmt viel zu wenig, um diese Strukturen aufzubrechen. Gäbe es nicht private Initiativen wie z.B. Kinderhorizonte in Belo Horizonte, wäre die Situation weitaus schlimmer. Sozialprojekte bilden hier zumindest einen Ansatz, Kindern und Jugendlichen Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Denn in diesem Bereich versagt der Staat kläglich. Ohne Hilfe von aussen bleibt dem Nachwuchs meist nur ein Ausweg: Eine „Karriere“ im Sumpf von Drogen, Sex und Gewalt.