Landesweite Haushaltsbefragung ‚Censo 2010‘ startet im August

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Datum: 19. Juli 2010
Uhrzeit: 16:08 Uhr
Ressorts: Panorama
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Autor: Dietmar Lang
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Mit einem gewaltigen technischen und personellen Aufwand startet in den kommenden Woche eine neuerliche Haushaltsbefragung in Brasilien. Im Rahmen von „Censo 2010“ schickt die brasilianische Regierung rund 220.000 Mitarbeiter in die 5.565 Gemeinden des Landes, um unter anderem Auskünfte über die Haushaltsgrösse, das Einkommen und den Bildungsstand der Bevölkerung einzuholen. 58 Millionen Haushalte sollen insgesamt befragt werden, über 600 Millionen Euro lässt sich Brasilien die Untersuchung kosten.

Die Mitarbeiter werden nun in den letzten Wochen vor dem landesweiten Start besonders geschult und mit den Regeln vertraut gemacht. Nach letzten Angaben sind es mehrheitlich Frauen (58%), die in den kommenden Monaten als Datensammler in den zahlreichen Regionen des Landes unterwegs sind. Auch wurden vor allem junge Erwachsene für den befristeten Job angeworben. 45% aller Mitarbeiter sind zwischen 18 und 25 Jahre alt.

Die Befragung wird vom brasilianischen Institut für Geografie und Statistik IBGE durchgeführt soll durch den massiven Einsatz von Technologie die Daten schneller zur Verfügung stellen als bei früheren Befragungen. In den 26 Bundesstaaten und dem Hauptstadtdistrikt wurden dafür 7.000 Datencenter eingerichtet, die wiederum mit 1.200 regionalen Koordinationsstellen verknüpft sind. Jeder Mitarbeiter trägt zudem sämtliche Daten in einen speziell entwickelten Handheld-PC ein, der nicht nur mit GPS ausgestattet ist, sondern die Daten auch in Echtzeit weiterleitet.

Sollte in einem Haushalt niemand angetroffen werden, so kann der Mitarbeiter eine Benachrichtigung mit entsprechenden Zugangscodes hinterlassen, so dass die Daten auch über das Internet abgegeben werden können. Durch die Zugangsbeschränkungen soll zum einen eine Doppelabgabe vermieden, aber zum anderen auch der Datenschutz gewährleistet werden. Alle Daten werden grundsätzlich anonym gesammelt und ausgewertet.

Sämtliche Mitarbeiter werden für die Befragung neben dem Eingabegerät auch mit entsprechender Kleidung wie einer Weste und einer Schirmmütze mit entsprechendem Aufdruck sowie einem Ausweis der IBGE ausgestattet. Zudem kann die Identität des Befragers direkt über das Internet überprüft werden.

Bedenken haben die Organisatoren derzeit noch bei der Befragung in den Favelas des Landes sowie in den abgeschotteten Gemeinschaftsanlagen der Oberklasse. Während in den Armenvierteln Gefahren durch das organisierte Verbrechen und den Drogenhandel lauern, sind gerade die Superreichen extrem misstrauisch bei Besuchen von ortsfremden Personen. Oftmals dürfte daher den Mitarbeitern der Zugang zu den sog. „Condomínios“ verwehrt werden. Um dies zu verhindern, wird dort im Vorfeld eine entsprechende Benachrichtigung mit dem Foto des Mitarbeiters verteilt. In den Favelas hingegen setzen die Verantwortlichen auf die dortige Bevölkerung, so dass keine „Fremden“ in den Problemzonen von Tür zu Tür gehen müssen.

Mit der Planung des gigantischen Vorhabens wurde bereits im Jahr 2007 begonnen, im vergangenen Jahr wurden erste Praxis-Tests durchgeführt. Nach der letzten Schulungsphase der Mitarbeitet startet die letzte Phase am 01. August. Bereits im Dezember will das IBGE erste Ergebnisse präsentieren.

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