Bei den schlimmsten Regenfällen der vergangenen 44 Jahren sind in Rio de Janeiro in Brasilien bislang 239 Menschen zu Tode gekommen. Nach jüngsten Zahlen der Rettungskräfte starben alleine in Niteroí im Grossraum der Millionenmetropole 153 Menschen, 43 davon am Morro do Bumba. Hier begrub ein gewaltiger Erdrutsch rund 50 Häuser unter sich, viele weitere Opfer werden noch unter den Unmengen von Schlamm, Geröll und Müll vermutet.
In Rio de Janeiro selbst wird die Zahl der Todesopfer mit 65 angegeben. Fast die Hälfte davon kam bei einem Erdrutsch am Morro dos Prazeres im Stadtteil Santa Teresa ums Leben. In São Gonçalo starben zudem 16 Personen, weitere Opfer wurden aus Magé, Nilópolis, Engenheiro Paulo de Frontin und Petrópolis gemeldet.
Vor genau einer Woche in der Nacht zum Dienstag (6.) wurde die Metropole unter dem Zuckerhut von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht. Binnen weniger Stunden fiel fast doppelt soviel Niederschlag wie durchschnittlich in einem Monat. An zahlreichen Stellen gaben Hänge nach, die dort illegal errichteten Häuser in Armensiedlungen (Favelas) wurden von Schlamm- und Gerölllawinen mitgerissen.
In der sonst stetig pulsierenden Metropole unter dem Zuckerhut stand das öffentliche Leben faktisch still. Schulen und Kindergärten waren geschlossen, Behörden arbeiteten nur eingeschränkt. Viele der zahlreichen Tunnel der Stadt waren verschüttet oder überflutet, Schnellstrassen wurden unterspült. Bürgermeister Eduardo Paes bezeichnete die Situation als „absolutes Chaos“ und forderte die Menschen auf, ihre Häuser nur in Notfällen zu verlassen.
Nur langsam stellt sich mittlerweile wieder die Normalität ein. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren, Reparaturen an der beschädigten Infrastruktur werden noch Monate andauern. Auch am Morro do Bumba suchen Rettungskräfte weiterhin nach Opfern der Katastrophe. Doch die Bergungsarbeiten gestalten sich als extrem schwierig. Auf dem Gelände, welches vor rund 30 Jahren noch als Mülldeponie diente, könnten sich jederzeit neue Erdrutsche ereignen. Insgesamt 40 Mitglieder der Nationalgarde, 90 Feuerwehrleute und 100 Polizisten arbeiten sich mit schwerem Gerät langsam vor, besonders der Abtransport des nun hervorgetretenen gigantischen Müllberges bereitet nicht nur logistische Schwierigkeiten.
Aufgrund der besonderen Gefahr durch weitere Erdrutsche haben die verantwortlichen Bürgermeister nun beschlossen, illegal bebaute Flächen notfalls zwangszuräumen. Zahlreiche Menschen mussten ihre noch unbeschädigten Häuser verlassen und sollen nun in Sozialsiedlungen untergebracht werden. Bis diese jedoch fertiggestellt sind, sollen die Menschen in Notunterkünften verbleiben oder einen Mietzuschuss seitens der Regierung erhalten. Rund 10.000 Familien könnten im Grossraum von Rio de Janeiro von diesen Massnahmen betroffen sein.