Mit einem „Marsch für Jesus“ haben am heutigen Totengedenktag rund 1,5 Millionen Evangeliken in São Paulo für Liebe und Frieden demonstriert. Die Megaveranstaltung führte die Gläubigen über eine 4 Kilometer lange Strecke durch den Norden der Megametropole und endete auf einem zentralen Platz mit einem religiösen Showprogramm. Organisiert wurde der Marsch von mehreren grossen evangelischen Kirchen Brasiliens, darunter auch die umstrittene „Igreja Renacer em Cristo“.
Viele Gläubige trugen bei sommerlich heissen Temperaturen T-Shirts, Mützen oder Stirnbänder mit religiösen Motiven. Rund 100 Personen musste aufgrund der Hitze und starken Sonneneinstrahlung medizinisch behandelt werden. Sonstige Zwischenfälle wurden keine gemeldet. Gleichheit und Einigkeit im Glauben zu Gott sind die Leitmotive der Veranstaltung, das zentrale Motto der heutigen 17. Ausgabe lautete „Kampf den Giganten“. Gemeint ist damit laut den Veranstaltern die Auseinandersetzung mit weltlichen Dingen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Problemen innerhalb der Familie.
Die Erwartungen der Veranstalter, rund 5 Millionen Besucher zu begrüssen, erfüllten sich jedoch trotz strahlendem Sonnenschein nicht. Noch kurz vor Beginn des Marsches schätzten die Einsatzkräfte der Polizei die Teilnehmerzahl auf lediglich 300.000 Menschen. Doch mit Tagesverlauf stiessen immer mehr Gläubige auf die Wegstrecke. Auch viele Jugendliche und Mütter mit Kinderwagen waren in der Menschenmenge auszumachen.
Von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags fand der „Marsch für Jesus“ statt, am Endpunkt der Wegstrecke wartete eine grosse Bühne auf die Teilnehmer. Über 30 Künstler und Gruppen traten dort bis gegen 20 Uhr auf und intonierten religiöse Lieder und Gospelsongs, die eifrig mitgesungen und beklatscht wurden. Bereits auf der Wegstrecke hatten 20 gigantische Lautsprecherwagen, bekannt aus den jährlichen Karnevalsumzügen, mit religiöser Musik für die richtige Stimmung gesorgt.
Wer die angekündigte Mammutveranstaltung in São Paulo verpasst hat, muss jedoch nicht lange warten. Mindestens einmal im Monat wird nach brasilien Magazin Recherchen ein solcher Marsch in einer brasilianischen Stadt organisiert. Alleine am 14. November sind mit Salvador da Bahia, Belo Horizonte und Muzambinho in Minas Gerais drei Veranstaltungen parallel geplant.
Die „Igreja Renacer em Cristo“ (Kirche der Wiedergeburt Christi) kam im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen, als die „Anführer“ der Bewegung mit mehreren Millionen Dollar Schwarzgeld bei der Einreise in die USA ertappt wurden. Sie hatten das Geld in Bibeln versteckt und standen daraufhin fast 1 Jahr unter Hausarrest. Erst im August sind sie nach Brasilien zurückgekehrt. Prominentestes Kirchenmitglied ist vermutlich der brasilianische Fussballspieler Kaká. Kritiker sehen in der Vereinigung jedoch lediglich eine Sekte, die ausschliesslich auf das Geld der Gläubigen aus ist.
Foto: Comunicação Renascer