Jazz ist nach Meinung der Regierung Jair Bolsonaros nicht göttlich. Deshalb soll das Festival de Jazz do Capão auch keine Förderung erhalten. In der Begründung zur Ablehnung werden keine den Förderungsregeln widersprechenden Motive aufgeführt. Stattdessen ist die Rede von Gott, Johann Sebastian Bach und auch von gregorianischen Gesängen.
Dem Event fehlten die technischen und künstlerischen Voraussetzungen, so das Fazit in der von der staatlichen Kulturstiftung Funarte ausgestellten Ablehnungsbegründung. Die ist geladen mit religiösen Bezügen.
Aufgeführt wird aber auch ein Post aus dem vergangenen Jahr. In dem hatten die Organisatoren die Bewerbung des Festivals mit dem Slogan „Gegen den Antifaschismus und für die Demokratie“ versehen. Das wiederum ging dem Kultursekretariat der Regierung zu weit. Die führt den Post als Gegenargument für eine Förderung an, weil Kultur nicht politisch untermalt sein dürfte, so die Argumentation.
Ein Kulturministerium gibt es in Brasilien nicht mehr. Das ist vom Präsidenten Jair Bolsonaro abgeschafft worden. Nach der Konstitution des Landes gilt in Brasilien aber eigentlich die Trennung von Staat und Religion. Die Regierung Bolsonaros interpretiert dies auf eigene Weise.
Beantragt wurde die Förderung des sei 2010 stattfindenden Festivals über das Lei Rouanet. Bei diesem stammt das Geld zur Kulturförderung nicht direkt von den Steuerzahlern. Vielmehr können Unternehmen und Privatpersonen Kulturprojekte fördern und die gespendete Summe von den Steuern absetzen. Die Entscheidung darüber, welche Projekte auf diese Weise einen Zuschuss erhalten können, liegt jedoch beim Kultursekretariat der Regierung.
Ganz leer geht das Jazz-Festival aber nicht aus. Die Ablehnung wegen fehlender „göttlicher Motive“ hat in Brasilien für Aufregung gesorgt. Mittlerweile haben der Schriftsteller Paulo Coelho und seine Frau, die Künstlerin Christina Oiticica, den Organisatoren des Festivals 145.000 Reais zugesichert. Einzige Auflage: es soll antifaschistisch und für die Stärkung der Demokratie sein.