Die Lage der Pressefreiheit wird in Brasilien immer prekärer. Verbale und auch tätliche Angriffe auf Medienschaffende gibt es in dem südamerikanischen Land seit Jahren. Seit der Wahl des ultrarechten Ex-Militärs Jair Bolsonaro zum Präsidenten (Oktober 2018) haben diese jedoch stark zugenommen. Angeheizt werden sie durch Bolsonaro selbst, der mit Verunglimpfungen, Beschimpfungen und Drohungen nicht zurückhält.
Nach dem jüngsten Bericht der internationalen Organisation Reporter ohne Grenzen steht das Brasilien beim weltweiten Ranking der Pressefreiheit mittlerweile auf Platz 111 von 180 Ländern. Damit ist das südamerikanische Land erstmals in die „Rote Zone“ abgerutscht und rangiert hinter Ländern wie Äthiopien, Kuwait, Libanon und Bolivien.
Seit der Wahl Bolsonaro erlebe die Presse ein „toxisches Klima“, heißt es in dem Bericht. „Beleidigungen, Stigmatisierung und die Orchestrierung öffentlicher Demütungen von Journalisten sind zum Markenzeichen des Präsidenten, seiner Familie und seiner Umgebung geworden“, konstatieren die Berichtersteller.
Laut Reporter ohne Grenzen haben sich die Angriffe seit Beginn der Coronavirus-Pandemie verdoppelt, mit dem Ziel vom „katastrophalen Management der Gesundheitskrise“ abzulenken.
Genannt wird Boslonaro dabei in einem Atemzug mit Venezuelas Präsident Nicolás Maduro. Das Dokument bekräftigt, dass beide Fehlinformationen verbreitet und Medikamente ohne nachgewiesener Wirksamkeit empfohlen haben.
Im Zusammenhang mit der Pandemie bezichtigt Bolsonaro die Presse immer wieder, Panik und Hysterie zu verbreiten. Versucht wurde ebenso, den Zugang auf öffentliche Daten zu erschweren. Als Antwort darauf haben sich in Brasilien verschiedene Medien zusammengeschlossen, um die Bevölkerung täglich mit Daten über den Pandemieverlauf zu versorgen. Auch dies wird in dem Bericht hervorgehoben.