Unwetter im Sertão: über 100.000 Menschen obdachlos

Datum: 09. April 2008
Uhrzeit: 12:35 Uhr
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Autor: Dietmar Lang
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Land unter im Sertão, der trockensten Region Brasiliens (Foto: globo.com) Nach massiven Regenfällen und schweren Unwettern sind im Nordosten Brasiliens mittlerweile über 100.000 Menschen obdachlos. Dies gab das nationale Zentrum für Beobachtung von Risiken und Zerstörungen (Cenad) am gestrigen Dienstag bekannt. Laut dem Zivilschutz sind mittlerweile 33 Personen ums Leben gekommen, 26 davon in Paraíba, 4 in Maranhão, 2 in Pernambuco und eine Person in Ceará.

Insgesamt sind 390.000 Menschen in 227 Gemeinden in sechs Bundesstaaten von dem Regenfluten betroffen: Ceará (24 Gemeinden), Maranhão (29), Paraíba (73), Pernambuco (31), Piauí (35) und Rio Grande do Norte (35). In vielen Gemeinden wurde inzischen der Notstand ausgerufen. Entwarnung ist nicht in Sicht, da die Regenfälle in den Gebieten weiter anhalten und die Flüsse weiter ansteigen. Die Bevölkerung muss mittlerweile teilweise per Hubschrauber mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Vielerorts ist der Zivilschutz auch mit Booten unterwegs, um dringend benötigte Lebensmittel zu verteilen. Auch Trinkwasser wird knapp. Tankwagen können nur in Einzelfällen in die von der Aussenwelt abgeschnittenen Ortschaften vordringen, in vielen Bereichen ist zudem die Stromversorgung zusammengebrochen.

Der Leiter des nationalen Zivilschutzes, Roberto Guimarães wird in dieser Woche verschiedene Gemeinden in der Region aufsuchen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Im Hinterland des Nordostens, dem Sertão, hat es seit 1974 nicht mehr soviel geregnet. Die Region zählt zu den von Dürren am meisten betroffenen Gebieten Brasiliens. Die brasilianische Regierung hat zwischenzeitlich nach einem Treffen mit den Gouverneuren der betroffenen Bundesstaaten einen Hilfsfond in Höhe von umgerechnet 240 Millionen Euro bereitgestellt.

Auch der Bundesstaat Pará ist mittlerweile von dem ungewöhnlichen Klima betroffen. In 12 Gemeinden mussten Menschen evakuiert werden, nach offiziellen Zahlen sind dort bislang 1.800 Personen obdachlos.

In Maranhão befürchten die Anwohner der Gemeinde Arari nun noch Schlimmeres. Durch den hohen Wasserstand könnte eine gigantische Welle nun die überfluteten Häuser vollständig zerstören. Jeweils zu Vollmond und Neumond drücken die Gezeiten des Atlantiks Meerwasser in den Rio Mearim – die Pororoca. Durch den Zusammenstoss des Fluss- und Meerwassers schiebt sich eine immer grössere Welle den Fluss hinauf und verursacht bei normalen Wasserstand schon regelmässig kurzzeitige Überschwemmungen. Die Kraft, welche die Welle nun am 20. April bei den hohen Pegelständen haben könnte, ist kaum abzuschätzen. Zudem wird damit der Abfluss eines der grössten Nebenflüsse des Amazonas versperrt. Die Auswirkungen sind noch nach Hunderten von Kilometern spürbar.

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