Eine Richterin im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul hat angeordnet, mehr als 9.000 Frauen vorzuladen, die sich in einer Privatklinik in Campo Grande zwischen 1999 und 2007 behandelt haben lassen. Der Leiter der Privatklinik wird verdächtigt, in den letzten 20 Jahren mehr als 10.000 illegale Abtreibungen vorgenommen zu haben. Viele der Frauen, die nun vernommen werden sollen, könnten einen solchen Eingriff an sich vorgenommen lassen haben. Die Behörden vor Ort rechnen damit, effektiv rund 5.000 Personen in den kommenden Monaten zu vernehmen.
Abtreibung ist in Brasilien strengstens verboten und kann nur durch ein Gericht angeordnet, wenn Leib und Leben der Mutter in Gefahr ist. Trotz zu erwartender schwerer Behinderungen der Kinder müssen in solchen Fällen die Mütter das Baby austragen. Auch Kinder, die nach sexuellem Missbrauch schwanger wurden, wird eine Abtreibung nicht gestattet (mehr…). Ist eine Schwangerschaft erst einmal bei den Gesundheitsbehörden aktenkundig, ist eine illegale Abtreibung danach faktisch unmöglich. Daher herrscht in Brasilien eine riesige Dunkelziffer in diesem Bereich. Nach den Strafgesetzen drohen den Müttern der ungeborenen Kinder als auch den behandelnden Ärzten lange Haftstrafen.
Ob den nun vorgeladenen Frauen bei Aufdeckung einer Abtreibung eventuell ebenfalls der Prozess gemacht wird, gab das Gericht nicht bekannt.