Ausgerechnet an dem Tag, an dem die Zahl der Coid-19-Toten beinahe auf 2.000 gestiegen ist, hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro seinen Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta ausgewechselt. Bolsonaro sind dessen Empfehlungen zur sozialen Distanz zu weit gegangen. Jetzt soll der Onkologe und Unternehmer Nelson Teich das Ruder übernehmen.
Die Unstimmigkeiten zwischen Mandetta und Bolsonaro sind seit etwa einem Monat immer wieder Thema gewesen. Während Mandetta mit einem Aufruf zur sozialien Isolation versucht hat, die Ansteckungen mit dem Coronavirus einzudämmen, hat der rechtspopulistische Präsident die Empfehlungen nicht nur verurteilt, sondern ebenso immer wieder unterlaufen. Bei „Ausflügen“ sorgte er für Menschenansammlungen, umarmte Anhänger und forderte eine Rückkehr zur „Normalität“.
Jetzt hat er den Differenzen durch die Entlassung Mandettas ein Ende gesetzt. Dessen Nachfolger verteidigt hingegen ebenso eine soziale Distanzierung als Mittel die Kurve der Neuinfektionen abzuflachen und somit das Gesundheitswesen vorbereiten zu können. Bei seiner ersten Pressekonferenz beteuerte Teich jedoch, dass er hundert Prozent mit Bolsonaro übereinstimme.
Die von Bolsonaro geforderten Erleichterungen bei den Isolationsempfehlungen wird es vorerst dennoch nicht geben. Die will Teich erst in der Zukunft aufweichen und auch dann erst nach eingehender Analyse der Daten, wie er sagte. Angekündigt hat er indes Massentests.
Die Kluft zwischen Bolsonaro und dem Ex-Gesundheitsminsiter Mandetta wurde nicht nur durch die unterschiedlichen Ansichten über den Umgang mit der Krise verursacht. Vor einem Monat trat Mandetta mit São Paulos Gouverneur João Doria bei einer Pressekonferenz auf, Bolsonaro sieht Doria als Rival bei den Präsidentschaftswahlen 2022. Mandetta fuhr bei Umfragen zudem eine Zustimmung von 76 Prozent ein, während Bolsonaros Beliebtheitswerte immer weiter in den Keller sinken. In jüngster Vergangenheit hat Mandetta zudem öffentlich Kritik an Bolsonaros Verhalten gewagt.
Brasilien verzeichnet von Tag zu Tag mehr Neuinfektionen und Todesopfer. Bis zum Donnerstagnachmittag wurden in dem Land laut Daten des Gesundheitsministeriums 30.425 Covid-19 Fälle und 1.924 Tote bestätigt. Getestet werden derzeit allerdings lediglich Patienten mit schweren Symptomen. Die tatsächliche Zahl dürfte nach Schätzungen bis zu 12 Mal höher liegen. In einigen Städten werden mittlerweile zudem schon jetzt die Betten in öffentlichen Krankenhäuser und auf Intensivstationen knapp.