Über einhundert Strände im Nordosten Brasiliens sind mit Öl-Flecken übersät. Woher diese stammen, ist noch unbekannt. Während Behörden auf der Suche nach der Ursache sind, versuchen freiwillige Helfer und Mitarbeiter des Öl-Konzerns Petrobras die Öl-Flecken mit Schaufeln aufzusammeln.
Nach dem jüngsten Bericht der brasilianischen Umweltbehörde Ibama sind 124 Strände in den acht Bundesstaaten Alagoas, Ceará, Maranhão, Paraíba, Pernambco, Piauí, Rio Grande do Norte und Sergipe von den Öl-Flecken betroffen. Hinzu kommen Strände in Bahia. Dort haben Mitarbeiter des Projektes Tamar das Öl entdeckt. Tamar widmet sich dem Schutz der Meeresschildkröten. Die Freilassung von Jungtieren haben sie angesichts des Fundes vorübergehend eingestellt.
Erstmals sind die Öl-Flecken Anfang Dezember in Ipojuca und Olinda gesichtet worden. Von dem brasilianischen Öl- und Energiekonzern Petrobras heißt es, dass es sich um Rohöl handelt. Nach Analysen stamme dieses aber nicht von den Raffinerien oder Bohrungen des Unternehmens. Experten gehen mutmaßen inzwischen, dass das Öl aus Venezuela stammen könnte.
Vermutet wird, dass die Verschmutzung von einem Öltanker verursacht worden ist. Möglich wäre eine Säuberungsaktion der Tanks auf See, bei der die Reste verbotenerweise ins Meer geschüttet werden. Um den Verursacher herauszufinden, arbeiten Universitäten gemeinsam mit den Behörden. Sie werten derzeit Satellitenbilder aus, die bis zu 200 Kilometer von der Küste Brasiliens entfernt aufgenommen wurden.
Währenddessen wird vom Baden an den mit den Öl-Flecken bedeckten Stränden abgeraten, auch wenn bereits einige Strände schon wieder gereinigt wurden. Von den 124 Stränden sind es bisher jedoch lediglich 44, die inzwischen für Touristen wieder freigegeben wurden. Die Tourismusbranche schlägt jedoch bereits Alarm und drängt auf eine schnellere Reinigung. Zahlreiche Buchungen wurden bereits storniert, die lokale Wirtschaft in den eher ärmeren Bundesstaaten im Nordosten Brasiliens ist jedoch auf diese Einnahmen dringend angewiesen.
Noch ist absolut unklar, wie lange die Katastrophe andauern wird. Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass sich die Teile des schweren Öls am Meeresboden absetzen konnten. Bei Extremwetter und Stürmen könnten diese dann in der Zukunft erneut an Strände gespült werden. Und tatsächlichen Auswirkungen auf Mensch, Flora und Fauna wird sich erst in Jahren abschätzen lassen.
Eine große Sorge besteht zudem darin, dass das hochgiftige Öl den Meeres-Nationalpark Abrolhos kontaminieren könnte. Hier liegen einige wichtige Brutstätten seltener Arten und den Mangrovenwäldern dürfte eine Ölpest ebenso schwer zusetzen. Durch die Fischerei könnte letztendlich das Öl auch in die Nahrungskette gelangen. Fälle von ersten Kontaktallergien wurden zudem bereits in Pernambuco registriert.
Massiv kritisiert wurde zwischenzeitlich Brasiliens Umweltminister Salles. Es dauerte fast zwei Monate, bis isch der Politiker in einer landesweiten Ansprache offiziell zur Katastrophe Stellung geäussert hat. Seiner Aussage nach werde alles unternommen, um die Schäden einzudämmen. Allerdings verwies er darauf, dass die Herkunft des Öls weiterhin unbekannt sei, Zudem treibe das Öl nicht an der Wasseroberfläche, so daß es bei einem Überflug nicht auszumachen sei.