Am Montag (5.) jährt sich die größte Umweltkatastrophe Brasiliens zum dritten Mal. Die Tragödie mit 19 Toten, unter Schlamm begrabenen Dörfern und über 660 Kilometer zerstörter Fluss haben allerdings nicht viel zu Veränderungen in Sachen Umweltsicherheit beigetragen, wie Staatsanwalt José Adércio Leite Sampaio kritisiert.
Sampaio leitet die Arbeitsgruppe Rio Doce des Staatsministeriums, die unter anderem die Wiedergutmachungsversuche überwacht. Nach einem Dammbruch eines Abraumbeckens des Unternehmens Samarco haben sich vor drei Jahren 45 Millionen Kubikmeter Schlamm aus der Eisenerzgewinnung über das Tal, die dort lebenden Menschen, Tiere, Dörfer und den Rio Doce ergossen. Betroffen waren 39 Munizipe. Das Leben im Fluss wurde total zerstört und ebenso die Lebensgrundlage vieler Menschen.
Der Großteil des Schlammes befindet sich noch immer dort, wo er angesandet ist, auch wenn er eigentlich hätte abgetragen werden sollen. Auch aus rechtlicher Sicht ist nicht viel geschehen. Der zivile Prozess mit Forderungen in Höhe von 155 Milliarden Reais wurde bis 2020 ausgesetzt. Beim Kriminalprozess ist ebenso kein Ende in Sicht.
Nach dem Dammbruch war von dem zu der brasilianischen Vale und der australischen BHP Billiton gehörenden Samarco die Stiftung „Fundação Renova” gegründet worden. Die sollte eigentlich soziale Assistenz bieten und Projekte zur Wiedergutmachung der Schäden bewerkstelligen. Laut Sampaio liegt von den 42 Programmen lediglich ein einziges im vorgeschriebenen Zeitplan. Das bezieht sich auf die Tierwelt.
An anderer Stelle neu aufgebaut werden sollte das von dem Schlammtsunami zerstörte Dorf Bento Rodrigues. Die Überlebenden müssen sich allerdings noch bis mindestens 2020 damit gedulden, ihr neues Dorf beziehen zu können.
„Brasilien hat nichts aus der Katastrophe gelernt“, sagt Sampaio. Selbst die Zahl der Kontrolleure für Bergbaueinrichtungen und Dämme liegt nach wie vor lediglich bei zwei für den gesamten Bundesstaat Minas Gerais. Auch über die Zahl der direkt und indirekt Geschädigten gibt es auch nach drei Jahren noch keine klaren Aussagen. Sie soll zwischen 30.000 und 50.000 liegen.
Während nach wie vor die tatsächlichen Folgen des Dammbruchs für Mensch und Natur im Dunkeln liegen, bahnt sich eine neue Ungewissheit an. In seinen Wahlprogramm hat der neu gewählte Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, die Erleichterung von Genehmigungsverfahren für Großprojekte, zu denen der Bau von Dämmen gehört, vertreten.