Human Rights Watch prangert Pestizidvergiftung der Landbevölkerung an

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Pestizide bedrohen immer mehr die Menschen entlang der Monokulturen in Brasilien (Foto: Dietmar Lang / IAP Photo)
Datum: 22. Juli 2018
Uhrzeit: 09:24 Uhr
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In Brasilien landen Pestizide nicht nur auf den Ackern und Tellern, sondern ebenso auf den Menschen, in den Häusern und Schulen ländlicher Siedlungen, wie ein von Human Rights Watch vorgelegter Bericht anprangert. Für den wurden die Aussagen der Bewohner von sieben Dörfern gesammelt und akute Vergiftungsfälle dokumentiert.

Lehrer, Schüler und Dorfbewohner schildern, wie die neben den Gebäuden versprühten Pestizide als Nebel in die Häuser und Klassenzimmer dringen und zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel führen. Betroffen sind Weiler, Dörfer und auch Indio-Siedlungen.

In dem 50-seitigen Dokument „You Don’t Want to Breathe Poison Anymore” heißt es ebenso, dass viele der betroffenen Bewohner Vergeltungsakte von „politisch einflussreichen“ Großgrundbesitzern befürchten, wenn sie Vergiftungen anprangern. Dass die Angst nicht unbegründet ist, zeigt der Mord an einem Aktivisten im Jahr 2010, der sich gegen das Ausbringen der Pestizide per Flugzeug in seiner Gemeinde eingesetzt hatte.

Weiter heißt es, dass die in Brasilien vorgeschriebene Pufferzone zu Wohngebieten bei der Versprühung aus der Luft von den Besitzern großer Plantagen häufig ignoriert werde. Für die Ausbringung von Agrogiften vom Boden aus, fehlen hingegen Abstandsregelungen.

Die Landbewohner nahe großer Monokulturen sind nicht nur durch das Abdriften den Pestiziden ausgesetzt. Noch Tage nach dem Ausbringen verdampfen sie und verbreiten sich. „Überall in Brasilien vergiften Pestizide, die auf großen Plantagen versprüht werden, Kinder in Klassenräumen und Dorfbewohner in Höfen“, so Richard Pearshous von Human Rights Watch.

Die Organisation fordert ein umgehendes Verbot der Luftausbringung, Pufferzonen für das Versprühen am Boden und stärkere Kontrollen. Kritisiert wird von ihr auch der derzeit im Kongress kursierende Vorschlag zur Gesetzesänderung, mit dem die Zulassung für Agrochemikalien erleichtert wird. Schon jetzt sind indes vier von den zehn in Brasilien meist verwendeten Pestizide in Europa aus Gesundheitsgründen verboten.

Die Agrolobby hat im Kongress hingegen ein großes Gewicht. Darüber hinaus geht es um ein Milliardengeschäft. Von Human Rights Watch werden die jährlichen mit den Pestiziden erzielten Umsätze mit 8,5 Milliarden Euro angegeben.

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