Brasilianische Forscher schlagen Alarm. Entlang der Küste des südamerikanischen Landes verenden immer mehr Delfine. Schuld daran ist der Morbilivirus, der sich rasend schnell ausbreitet. Allein in Rio de Janeiro sind in nur wenigen Monaten 250 verendete Tiere gezählt worden.
Zunächst war nur die Bucht Sepetiba in Rio de Janeiro betroffen. Wenig später sind auch in den Buchten der Ilha Grande vermehrt Delfinkadaver registriert worden. Mittlerweile kommen ebenso von der nördlichen Küste des Bundesstaates São Paulo Meldungen von einem gehäuften Auftreten toter Guyana-Delfine (Sotalia guianensis). Bei Ubatuba haben die Biologen bereits 53 verendete „boto-cinza“ entdeckt.
Bisher war Brasiliens Küste von der Morbilivirose verschont geblieben. Die nun aufgetretenen Fälle gelten als die ersten Lateinamerikas. Weltweit hat der Virus hingegen bereits in Australien, Nordamerika und Europa für ein Massensterben unter den Meeressäugern gesorgt.
Laut den brasilianischen Forschern führt Stress bei den Tieren zu einer herabgesetzten Immunität, wodurch sich die Morbilivirose leichter ausbreiten kann. Als Stressquellen werden ein geringeres Nahrungsangebot, die Verschmutzung der Meeresbuchten und andere menschliche Aktivitäten angegeben. Um die als gefährdet eingestuften boto-cinza zu retten, wäre eine für sie gesündere Umgebung notwendig, so die Biologen. Sie schlagen vor, Ausbaggerarbeiten an Häfen sowie das Delfinwatching der Touristen vorübergehend auszusetzen, um den Bootsverkehr zu verringen und die Stressquellen zu mindern. Gefordert wird ebenso die Ausweisung von Meeresschutzgebieten.