Während die Gouverneure Brasiliens die Bevölkerung zum Wassersparen aufrufen, gehen täglich allerdings knapp 40 Prozent des Trinkwassers durch Rohrbrüche und Fehler im Leitungssystem verloren. Im Norden des Landes sollen es sogar über 50 Prozent sein. Angesichts der leeren Stauseen und den Problemen bei der Trinkwasserversorgung im Südosten und zentralen Westen Brasiliens kommt dies einen Skandal gleich.
In São Paulo gelten schon seit Monaten neue Regelungen, um die Verbraucher zum Wassersparen zu motivieren. Gedrosselt wird vielerorts nachts zudem der Leitungsdruck. Dies führt dazu, dass in einigen Regionen nachts kein Wasser aus den Leitungen fließt. Betroffen ist mittlerweile auch der Bundesstaat Rio de Janeiro. Dort wird eine Rationierung mittlerweile ebenfalls nicht mehr ausgeschlossen. Ähnlich sieht es im Bundesstaat Minas Gerais aus. In 63 Städten werden die Leitungen nur noch zeitweise mit Wasser bestückt, 29 Gemeinden haben zudem den Notstand erklärt.
Um so erstaunlicher sind die Zahlen, die aus dem Bericht des Stadtministeriums zur Trink- und Abwasserversorgung hervorgehen. Danach gehen 37 Prozent des behandelten Trinkwassers auf den Weg zu den Verbrauchern bereits verloren. Schuld daran sind vor allem undichte Stellen im Rohrsystem, schlecht ausgeführte Leitungsarbeiten, veraltete Leitungen und Rohrbrüche.
Am erschreckendsten sind die Zahlen im Norden Brasiliens, der 54,3 Prozent Wasserverlust aufweist. Im Nordosten wird der Verlust mit 46,1 Prozent im Süden mit 35,9, Südosten 32,3 und im zentralen Westen mit 29,4 Prozent angegeben. Keine Grenzen kennt die Verschwendung im Bundesstaat Amapá. Weniger als ein Viertel des behandelten Trinkwassers kommt dort beim Verbraucher an. Auf dem Weg von den Aufbereitungsanlagen bis zum Verbraucher gehen dort 76,5 Prozent des Wassers verloren.