Einen Schrecken haben am Donnerstagmorgen die Anwohner des brasilianischen Flusses Tietê erlebt. Dieser glich in der Stadt Salto eher einer dunkelgrauen, reißenden Schmiere als einem Fließgewässer. Noch ist nicht geklärt, ob es sich um kriminelle Einleitungen oder ein natürliches Phänomen handelt. Vom Abwasserreinigungsunternehmen Cetesb werden die starken Regenfälle der letzten Tage verantwortlich gemacht. Nach der monatelangen Dürre sollen sie an Ufern und Flußsohle abgelagerte Schmutz- und Schlammpartikel abgelöst und mitgerissen haben.
Mit Videos und Fotos hat die Bevölkerung die brasilianischen Medien auf das schwarze Wasser aufmerksam gemacht. Gefilmt wurden in einem Abschnitt ebenso hunderte von Fischen, die am Verenden waren. Augenzeugen berichten davon, dass es ausgesehen hätte, als ob die Fische aus dem Fluss hätten fliehen wollen. Nach Angaben der Umweltorganisation SOS Mata Atlântica war das schwarze Wasser bis zum Abend und über hundert Kilometer hinweg vorhanden. Gefolgt sei diesem auf einer Strecke von 800 Metern ein weißer Schaumteppich.
Zunächst hieß es von offizieller Seite, dass bereits Untersuchungen zu dem Vorkommnis eingeleitet worden seien. Wenig später wurde dann jedoch verkündet, dass es sich um ein natürliches Phänomen handeln soll, das von starken Regenfällen ausgelöst wurde. Laut wurden ebenso Gerüchte, dass wegen der Niederschlagsmengen Staudämme geöffnet worden seien, um schwerere Überschwemmungen im 80 Kilometer flussaufwärts liegenden São Paulo zu vermeiden. Von den zuständigen Stauwerksbetreibern wurde dies dann jedoch wiederum dementiert. Andere Quellen schieben das Debakel auf illegale Einleitungen von Abwasser.
Der über 1.000 Kilometer lange Tietê durchfließt unter anderem die Millionenstadt São Paulo und gilt vor allem in den urbanen Bereichen der Megametropole als einer der am stärksten verschmutzten Flüsse Brasiliens.