Die Brasilianer lieben zwar ihre Natur, in Sachen Umweltschutz hat das größte Land Südamerikas allerdings noch jede Menge aufzuholen. Eine Umfrage im Auftrag des World Wildlife Fund (WWF) zeigt nun auf, dass 58 Prozent zwar stolz auf die Regenwälder, Caatinga, das Pantanal und andere Biome ihres Landes sind. Doch obwohl eine große Mehrheit in Sachen Umweltschutz mehr Einsatz von der Regierung fordert, glauben nur 46 Prozent der Befragten, dass auch sie selbst eine Eigenverantwortung tragen.
Die Vielfalt der brasilianischen Kultur, Fußball, Sport und die Lebensqualität sind zwar wichtige Faktoren, doch die meisten Befragten befanden, dass die Natur an erster Stelle steht. Und gerade diese kennzeichne Brasiliens ganz besonders. In der Politik scheint sie indes eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Beim diesjährigen Wahlkampf blieb das Thema Umweltschutz nahezu außen vor. Das war für den WWF Grund genug, eine Umfrage beim Institut Ibope in Auftrag zu geben.
Laut der nun veröffentlichten Studie gaben acht von zehn Umfrageteilnehmern an, dass die Natur nicht ausreichend geschützt wird. Als größte Bedrohung sahen 27 Prozent die Abholzung der Wälder. Für 26 Prozent war die Verschmutzung der Flüsse ein vordringliches Problem. Eingeräumt wurde zwar ebenso, dass die Natur in Brasilien auch von globalen Entwicklungen wie der Erwärmung und den Klimaveränderungen beeinträchtigt wird. Allerdings spielten diese nur für 13 Prozent eine wichtige Rolle.
Von einer Eigenverantwortung scheinen die meisten ebenso nicht viel wissen zu wollen. Vielmehr glauben 74 Prozent der Befragten, dass die Regierung die Frage des Umwelt- und Naturschutzes regeln sollte. Nur 46 Prozent sind der Meinung, dass die Bürger selbst eine Verantwortung tragen. Bei den Schutzgebieten räumen 20 Prozent der Befragten den Nichtregierungsorganisationen eine wichtige Funktion ein.
Deutlich macht die Studie vor allem, dass in Brasilien noch ein großer Aufklärungsbedarf in Sachen Umweltschutz besteht. Viele würden damit lediglich Aktionen im abgelegenen Regenwald in Amazonien oder anderen Biomen fernab der großen Städte verbinden, wie die Generalsekretärin des WWF-Brasilien konstatiert. Dass der Umweltschutz jedoch im eigenen Haus anfängt und jeder einzelne durch sein eigenes Verhalten dazu beiträgt, scheint indes nur der Minderheit bekannt zu sein.