In Brasilien ist die Zahl der Organspender in den vergangenen Jahren um beinahe 90 Prozent gestiegen. Gleichzeitig konnte die Warteliste erheblich verringert werden. Mit dem Erreichten will sich das brasilianische Gesundheitsministerium jedoch keineswegs zufrieden geben. Es hat eine neue Kampagne aufgelegt, bei der auch die sozialen Netzwerke mit eingeschaltet werden. Ziel ist es, dass noch mehr Familien als bisher der Organentnahme ihrer verstorbenen Angehörigen zustimmen.
Wird der Gehirntod festgestellt, sind laut Gesundheitsministerium schon jetzt 56 Prozent der Familien bereit, der Organentnahme ihres Angehörigen zuzustimmen. Allerdings könnte die Zahl noch höher sein. Ein Problem wird darin gesehen, dass viele Familien nicht wissen, ob sich Vater, Mutter, Ehemann, Ehefrau, Sohn oder Tochter zu Lebzeiten für eine Organspende ausgesprochen haben. Das soll sich nun mit einer App ändern. Mit ihr kann sich jeder über die sozialen Netzwerke zum Organspender erklären. Die Entscheidung wird dann automatisch der Familie mitgeteilt, die letztlich im Ernstfall die Zustimmung geben muss. Darüber hinaus sollen 120.000 Plakate und knapp eine halbe Million Faltblätter in Flugzeugen, an Mautstellen und in den Gesundheitszentren verteilt werden. TV-Spots und Radioansagen sind weitere Werbemaßnahmen, die bis zum internationalen Organspendetag am 27. September geschaltet werden.
Mit Kampagnen und Szenen in den in Brasilien beliebten Novelas wurde indes schon jetzt einiges erreicht. So standen 2008 noch 64.774 Menschen auf der Warteliste für eine Organverpflanzung, Anfang dieses Jahres waren es 37.736 und somit 41,7 Prozent weniger. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Spender von 1.350 auf 2.562 erhöht. Auf eine Millionen Menschen kommen damit mittlerweile 13,4 Organspender, während es vor sechs Jahren lediglich 5,8 waren.
Brasilien verfügt mittlerweile zudem über 481 Transplantationszentrem, 1.180 spezialisierte Teams und einem Netzwerk, dem in allen 26 Bundessaaten und dem Hauptstadtdistrikt Koordinationszentren angeschlossen sind. Transportiert werden die Organe in dem riesigen Land per Flugzeug. Mit den fünf größten Fluggesellschaften wurden dazu 2013 entsprechende Kooperationsabkommen getroffen.