Eine Raupenplage bedroht in verschiedenen Regionen Brasiliens die Mais-, Soja- und Baumwollernte. In den Bundesstaaten Bahia und Mato Grosso wurde bereits ein sogenannter „phytosanitärer Notstand“ ausgerufen. Diese Maßnahme erlaubt es unter anderem, das Schädlingsbekämpfungsmittel Emamectinbenzoat zu benutzen, das in Brasilien bislang noch nicht offiziell zugelassen ist.
Helicoverpa armigera lautet der wissenschaftliche Name der Raupe, die derzeit so manchem brasilianischen Landwirt Sorgen bereitet. Bei dem im Volksmund auch Schädliche Maiseule genanntem Insekt handelt es sich um einen Exoten aus der Familie der Schmetterlinge (Nachtfalter). Die Baumwoll-Kapseleule stammt vermutlich aus Indien oder Australien und wurde erstmals im Jahr 2010 auf Brasiliens Feldern nachgewiesen. Seitdem verursacht das Tier regelmäßig Schäden in dreistelliger Millionenhöhe.
Monokulturen von hunderten bis tausenden Hektar machen es dem Schädling leicht, sich auszubreiten. Seine Raupen wurden in diesem Jahr bereits in fünf Bundesstaaten Brasiliens entdeckt. Betroffen sind vor allem der Mittlere Westen Brasiliens mit den Bundesstaaten Mato Grosso und Goiás, aber auch das Hinterland Bahias. In zahlreichen Staaten wurden daher nun dauerhafte Monitoring-Gruppen eingerichtet. Das landwirtschaftliche Forschungsinstitut Embrapa hat zudem Empfehlungen zur Bekämpfung des Schädlings heraus gegeben. Der ist indes hartnäckig, zeigt sich vom genetisch modifizierten BT-Mais nahezu unbeeindruckt, ist mit herkömmlichen Insektiziden kaum zu bekämpfen und ist zu allem Übel keineswegs wählerisch, was seine Futterpflanze betrifft.
Bei den Gegenmaßnahmen wird deshalb auf ein Gesamtkonzept gesetzt, wie dem integrierten Landbau, entsprechende Fruchtfolgen und die Einhaltung einer Brachezeit, um der Raupe die Futterquellen zu entziehen. Das Aufstellen von Lichtfallen, um die erwachsenen Nachtfalter einzufangen und eine Vermehrung zu verhindern, der Einsatz von natürlichen Feinden wie Schlupfwespen, dem Baculovirus und dem Bacillus Thuringiensis sind weitere Vorschläge. Nicht unumstritten ist das Ausbringen der Insektizide auf Base des Emamectinbenzoat. Befürchtet wird unter anderem, dass ein unsachgemäßer Einsatz zu Resistenzen und somit zur weiteren Verbreitung führen könnte.
Untersucht wird auch, inwieweit etwa der Anbau des BT-Mais zur Vermehrung der Raupe beiträgt. Der genetisch modifizierte Mais verhindert, dass sich die Larven von Insekten, die die Blätter minieren bis zum Erwachsenenstadium entwickeln und somit ausbreiten können. Allerdings warden unter diesen Insektenarten auch natürliche Feinde der Helicoverpa vermutet, wie es auf der Informationsseite “Pratos Limpos” heißt.