Brasilien: Deutscher praktizierte als falscher Arzt in Favela in Rio de Janeiro

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Datum: 06. Februar 2011
Uhrzeit: 22:44 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Dietmar Lang
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In Rio de Janeiro ist am Sonntag der deutsche Staatsbürger Kai Jörg Niespodziany verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfen, ohne gültige Lizenz als Arzt in einer irregulären Krankeneinrichtung in einer Favela der Millionenmetropole praktiziert zu haben. Zudem hält er sich nach Angaben der Behörden ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung in Brasilien auf. Sein Touristenvisum ist nach letzten Informationen des brasilien Magazins bereits seit dem Jahr 2007 abgelaufen.

Entdeckt wurde die Einrichtung am frühen Sonntagmorgen im Rahmen der Besetzung von acht Armenvierteln in den Stadtteilen São Carlos und Santa Tereza durch Spezialkräfte von Polizei und Militär. Wie bereits zuvor im Complexo Alemão sollen die von Drogengangs kontrollierten Gebiete nachhaltig gesichert werden. Hierfür ist die Stationierung von Einheiten der sog. „Friedenspolizeitruppe“ geplant.

Die illegale Krankenstation befand sich in einem Gemeindezentrum in der Favela Chuveirinho. Noch wird untersucht, ob der Deutsche hier Personen aus dem Drogenmilieu oder mit Schussverletzungen behandelt hat. Sichergestellt wurden zudem Operationsbesteck, Medikamente, Verbandsmaterial, Rezeptblöcke und Atteste. Im Nebenraum soll der 38-jährige gelebt und geschlafen haben.

Der „falsche Arzt“, wie in derzeit brasilianischen Medien betiteln, scheint nach Recherchen des brasilien Magazin zudem seinen Arzt-Status auch im Internet vorgetäuscht zu haben. Auf der sozialen Plattform Facebook findet sich ein Foto des Deutschen im Arztkittel mit einem Stethoskop um den Hals. Seinen Wohnort hat er trotz fehlendem Aufenthaltsstatus dreist mit Rio de Janeiro angegeben.

Im Arzkittel wurde er auch in der Einrichtung angetroffen. Laut Aristeu Leonardo von der Militärpolizei hat Niespodziany in Deutschland ein Medizinstudium begonnen, es jedoch nie abgeschlossen. „Seine Situation ist komplett irregulär. Er darf gar nicht behandeln, da er kein Mediziner ist, und er darf nicht arbeiten, da er ein Tourist ist. Er erklärte, er sei Sohn eines Chemikers. Sein Vater arbeite in Nova Iguaçu im Großraum von Rio de Janeiro. Nun wollen wir erst einmal herausfinden, ob er verletzte Drogendealer oder Leute aus dem Viertel behandelt hat. Aber egal wie, alles ist illegal“ so Leonardo gegenüber einem brasilianischen Nachrichtenmagazin.

Niespodziany wird nun vermutlich umgehend der brasilianischen Bundespolizei PF überstellt. Noch ist unklar, ob er bis zu einem möglichen Prozess aufgrund illegalem Praktizierens in Haft bleibt oder bereits in den kommenden Wochen in sein Heimatland abgeschoben wird. Die deutsche Botschaft in Brasília war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    andré gubelmann

    Es wäre interessant zu wissen was für eine Erfolgsquote der sogenannte falsche deutsche Arzt hat.Ich bin mir sogar sicher,er könnte mit echten brasilianischen Ärzten konkurrieren…………

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