Die Kältewelle in Brasilien hat mittlerweile mehr als 3.000 Rinder qualvoll erfrieren lassen. Die meisten Fälle werden aus dem Bundesstaat Mato Grosso do Sul gemeldet. In der Grenzregion zu Paraguay und Bolivien waren die Tiere teilweise massiven Temperaturschwankungen von bis zu 20 Grad ausgesetzt, die letztendlich den Tod durch Unterkühlung zur Folge hatten. Die Behörden beziffern den Schaden der Viehzüchter auf rund 1,4 Millionen Euro.
„Es war am letzten Freitagnachmittag. In vier Stunden hat sich die Wetterlage drastisch geändert, von 30 Grad auf 10 Grad“ beschreibt die Veterinärmedizinerin und Präsidentin der staatlichen Kontrollbehörde Iagro, Maria Cristina Galvão Carrijo, die Situation in der im Mittelwesten Brasiliens gelegenen Region. „Am Abend begann es dann zu regnen und die Temperaturen sanken auf 3 Grad. Im Nieselregen und Wind lag die gefühlte Temperatur bei -3 Grad. Das haben die Tiere nicht ausgehalten“ so Galvão Carrijo weiter.
Die Todesfälle durch den plötzlichen Kälteeinbruch sind ihrer Aussage nach auf zahlreichen Farmen der Region aufgetreten, vornehmlich bei abgemagerten Kühen, die erst kürzlich Kälber geworfen hatten. Hier fehlte die notwendige wärmende Fettschicht,so dass die kälteempfindlichen Nelore-Rinder schnell unterkühlten. Zudem seien die Tiere mit dem dünnen und extrem kurzem Fell auf offenem Gelände gewesen, wo keine Wälder oder Sträucher Schutz geboten hätten.
Die Viehzüchter können den Verlust noch nicht einmal kompensieren und die Tier schnellstmöglich schlachten. Laut den Veterinärmedizinern ist das Fleisch keinesfalls für der Verzehr geeignet, die Kadaver müssen nun zunächst verbrannt und dann auf hochgelegenen Gebieten und fern von Flüssen und Bächen vergraben werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine plötzliche Kältewelle für erfrorene Rinder im Mato Grosso do Sul sorgt. Bereits 1975, 1977 und 1979 starben Hunderte von Tieren an Unterkühlung. Im Mittelwesten Brasiliens stehen derzeit rund 21 Millionen Rinder auf den Weiden.
Das Nelore-Rind ist eine Zebu-Rinderrasse und wurde in Brasilien aus Indien importierten Ongole-Rindern gezüchtet. Sie sind prinzipiell sehr tolerant gegen hohe Temperaturen und haben dabei eine natürliche Resistenz gegen Parasiten und Krankheiten. Ihr Markenzeichen ist der ausgesprochen große Höcker, der sich über Schulter und Hals erstreckt. Die langen Beine helfen den Tieren dabei, im Wasser zu waten und zu grasen.
Auch in anderen Teilen Südamerikas macht der Winter vielen Tieren zu schaffen. Wie die Nachrichtenagentur agência latina press berichtet, ist in im Andenstaat Peru eine grosse Zahl von Alpakas durch massive Schneefälle extrem gefährdet, es kam bereits zu ersten Notschlachtungen. Hier setzen die Verantwortlichen auf den Bau von Unterständen oder die Verlagerung der Lamas in tiefere Regionen.
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