Faultiere in Brasilien werden zunehmend Opfer von Unfällen oder gelangen in die Hände von Wilderern. Gemäss einer Statistik der brasilianischen Umweltbehörde Ibama wurden alleine im Bundesstaat Pernambuco seit Juli dieses Jahres 28 Tiere nach Unfällen oder illegaler Haltung und Kommerzialisierung den Behörden übergeben. Zwei Tiere starben.
In dem im Nordosten Brasiliens gelegenen Bundesstaat leiden die friedliebenden und faktisch wehrlosen Tiere vor allem unter der massiven Umweltzerstörung in der Region. Durch die fortschreitende Vernichtung des atlantischen Regenwaldes werden die Tiere gezwungen, auf der Suche nach Nahrung auch Strassen zu überqueren. Am Boden können sie sich kaum bewegen und werden daher oft angefahren. Da sie auch nicht schnell flüchten können, haben illegale Händler ein leichtes Spiel, die Tiere mitzunehmen.
In Pernambuco sind nach jüngsten Schätzungen nur noch 2,5 Prozent des atlantischen Regenwaldes vorhanden, Tendenz weiter fallend. Ohne den Schutz ihrer natürlichen Habitate dürfte sich auch zukünftig der Bestand zügig verringern. Daher werden die aufgefundenen Tiere zunächst oft in ein speziell für Faultiere errichtetes Reservat in Itabuna im Bundesstaat Bahia gebracht.
Neben dem Strassenverkehr stellen jedoch auch Stromleitungen ein enormes Risiko für die behäbigen Säugetiere dar. In diesem Jahr kam es bereits zu mehreren Fällen, in dem ein Faultier einen Strommast erklommen hatte und dann einen elektrischen Schlag erhielt. Im günstigsten Fall zieht sich das Tier „nur“ Verbrennungen an Fingern und Zehen zu. Es sind jedoch auch Vorfälle bekannt, wo das Tier durch den Stromschlag seine markanten Krallen verlor, welche es unbedingt für das Klettern in die Baumkronen benötigt.
Faultiere findet man heute noch in den tropischen Regenwäldern von Mittelamerika und dem Amazonasbecken bis hinunter ins südliche Brasilien. Sie sind in der Regel einen halben Meter gross und rund 5 Kilogramm schwer. Zweifingerfaultiere können bis zu neun Kilogramm erreichen. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Laub, nur die Zweifingerfaultiere fressen hin und wieder auch Früchte und wirbellose Kleintiere. Sie sind geschickte Kletterer und hangeln sich durch die Äste der Baumwipfel. Am Boden sind sie extrem unbeholfen. Überraschenderweise sind sie jedoch gute Schwimmer und können so besonders während der jährlichen Überschwemmungen im Amazonasgebiet grössere Entfernungen zwischen Baumgruppen überwinden.
Foto: Divulgação / Instituto Argonauta