Immer mehr Brasilianer bewaffnen sich. Seit dem Amtsantritt des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro vor drei Jahren ist die Zahl der ausgestellten Lizenzen für die Benutzung von Schusswaffen um 325 Prozent gestiegen. Laut dem Jahresbericht des Fórum Brasileiro de Segurança Pública ist die Zivilbevölkerung Brasiliens bereits mit über zwei Millionen Schußwaffen ausgerüstet.
Offiziell zählt das Land mittlerweile 1,85 Millionen gemeldete Sammler, Sportschützen und Jäger. Das Arsenal, das diese mit der erworbenen Lizenz anlegen dürfen, ist enorm. Jäger können bis zu 30 Waffen erwerben, 15 davon mit eingeschränkter Nutzung, wie Schnellschußgewehre, sowie 6.000 Kugeln. Die Jagd ist in Brasilien hingegen verboten. Lediglich aus Europa eingeführte und in Brasilien ausgewilderte Wildschweine dürfen unter bestimmten Auflagen erlegt werden.
Sportschützen können gleich 60 Waffen, davon 30 mit eingeschränkter Nutzung, erwerben. Darüber hinaus ist für sie der Kauf von 180.000 Kugeln pro Jahr freigegeben. Damit könnten sie beinahe 500 Schüsse pro Tag abgeben.
Vor allem das Geschäft mit Schnellschußwaffen blüht. Nachdem die Regierung Bolsonaros Zollgebühren und Steuern für den Import von Waffen aufgehoben hat, ist 2021 die Einfuhr von Präzisionsgewehren, Maschinengewehren und Maschinenpistolen um 574 Prozent gestiegen.
Die Organisation Instituto Sou da Paz verweist auf einen Zusammenhang zwischen der Erhöhung der Zahl der Schußwaffen und der Gewalt. Bereits belegt worden ist zudem die Abzweigung legal erworbener Schusswaffen in die kriminelle Welt. Erst unlängst sind bei einer Polizeiaktion in Rio de Janeiro 55 Schusswaffen sichergestellt worden, die ein Sportschütze erworben hatte. Laut den Ermittlungen hat der Sportschütze die Waffen an eine kriminelle Organisation verkauft.