Brasilien rühmt sich 80 Prozent seines Strombedarfes über erneuerbare Energien abzudecken. Das wird dem Land jetzt zum Verhängnis. Während Windkraft, Biogas und Solar für etwa 20 Prozent der Stromproduktion verantwortlich sind, decken Wasserkraftwerke mit 60 Prozent den größten Teil des Energiebedarfs ab. Allerdings geht dem Land das Wasser aus.
Schon im vergangenen Jahr hat es im Süden und Südosten Brasiliens weniger geregnet als üblich. 2021 hat sich dies noch zugespitzt. Forscher sprechen von der schlimmsten Dürre seit 90 Jahren. Für fünf Regionen des Landes hat die brasilianische Wasserbehörde ANA bereits eine „kritische Situation der Wasserknappheit“ erklärt.
Betroffen sind nicht nur der ohnehin trockene Nordosten, sondern ebenso der Südosten und zentrale Westen Brasiliens. Dort decken Wasserkraftwerke theoretisch 70 Prozent des gesamten Strombedarfs Brasiliens ab. Allerdings ist die Kapazität in den Stauseen dieser Regionen teilweise stark abgesunken.
Von 39 Wasserkraftwerken haben 16 bereits nur noch 20 Prozent oder weniger der eigentlichen Wasserkapazität in ihren Stauseen zur Verfügung. Bei zwei ist der Wasserspiegel soweit abgesunken, dass die Kapazität für die Stromgewinnung mit Null angegeben wird.
Um die Stromversorgung zu garantieren, sind Kraftwerke hinzu geschaltet worden, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Zusätzlich hat die Regierung zum Stromsparen aufgerufen. Experten befürchten jedoch, dass dies alleine nicht ausreichen wird, um die bis November andauernde Trockenperiode zu überbrücken. Sie verweisen auf ein hohes Risiko eines Blackouts sowie die mögliche Notwendigkeit einer Rationierung von Strom und Wasser.
Von der Nationalen Elektrobehörde Brasiliens (ONS) wird zudem eingeräumt, dass mit der theoretisch im Dezember einsetzenden Regenzeit alleine das Problem nicht gelöst wird. Ausgegangen wird vielmehr davon, dass die Trockenheit auch 2022 noch die Stromproduktion Brasiliens beeinträchtigen wird.