Seit einigen Wochen taucht an den Traumstränden des Nordostens Brasiliens immer wieder mysteriöses Treibgut auf: Bündel von Rohgummi. Wissenschaftler vermuten, dass sie von einem deutschen Dampfer stammen könnten, der während des zweiten Weltkrieges vor der Küste Brasiliens versenkt worden ist.
Über 340 dieser seltsamen Pakete sind in den vergangenen Wochen an den Stränden im Nordosten Brasiliens angeschwemmt worden. Etwa 80 Kilogramm wiegen die mit Muscheln besetzten Pakete, die zum Großteil Rohgummi enthalten.
In verschiedenen Abschnitten rücken die Mitarbeiter der Stadtwerke beinahe täglich an, um die mysteriösen Bündel vom Strand zu entfernen. Allein im Bundesstaat Sergipe sind seit Juli bereits 212 von ihnen aufgesammelt und entsorgt worden. In Bahia waren es einhundert.
Möglich ist, dass der Rohgummi vom deutschen Frachtschiff SS Rio Grande stammt. Das ist im Januar 1944 versenkt worden. Untermauert wird die Vermutung durch eine Aufschrift auf einem Gummibündel, das vor zwei Jahren am Strand von Ceará aufgetaucht ist. „Product of French Indochina“ hieß es darauf, wie Meeresforscher Carlos Teixeira konstatiert. Die Region um Französisch Indochina wurde im zweiten Weltkrieg vom Alliierten der Naziregierung Japan kontrolliert. Neben Rohgummi hatte der Frachter ebenso Metall geladen, wie Zinn, Kupfer, Messing und Kobalt.
Entdeckt wurde das Wrack erst 1996 in einer Tiefe von beinahe 6.000 Metern. Dass die Gummibündel erst jetzt auftauchen, führen die Forscher auf eine fortgeschrittene Korrosion des Schiffes zurück. Dennoch gibt das Strandgut weitere Rätsel auf, weil die Meeresströmungen eigentlich in eine andere Richtung gehen und danach nicht an den Stränden Bahias angeschwemmt werden könnten, wie der Ozeanograph erklärt.