Während Brasiliens Gesundheitsministerium und die einzelnen Bundesstaaten des Landes versuchen, mit verschiedenen Maßnahmen die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen, handelt Präsident Jair Bolsonaro entgegengesetzt.
Bolsonaro spielt das Problem nach wie vor herunter, spricht in Posts von einer „Superdimensionierung“ und verteufelt die Presse. Erst am Sonntag (15.) sprach er in einem TV-Interview erneut von einer „Hysterie“ um den Coronavirus und unterstellte, dass hinter der Krise wirtschaftliche und politische Interessen stecken würden.
Bolsonaro geht zudem mit keinem guten Beispiel voran. Nach einer Reise in die USA (vom 6. bis zum 8. März) wurden mehrere Komitee-Mitglieder positiv getestet. Der Test auf Covid-19 von Bolsonaro, seinem Sohn und seiner Frau sind zwar negativ ausgefallen, geraten wurde ihm dennoch zu einer Isolierung. Die hat er unter anderem am Sonntag (15.) gebrochen.
Vor dem Planalto hatten sich hunderte Menschen zu einer Demonstration getroffen, die von Bolsonaro im Vorfeld unterstützt worden war. Sie sollte seine Regierung stärken, wartete aber ebenso mit Kritik gegenüber dem brasilianischen Kongress und dem Obersten Gerichtshof STF auf. Von Politikern und Spezialisten sind die Proteste deshalb als anti-demokratisch eingestuft worden.
Wenige Tage vor dem Protesttermin hatte Bolsonaro angesichts der steigenden Zahl der Coronafälle in Brasilien und dem Aufruf des Gesundheitsministeriums, Menschenansammlungen zu vermeiden, zwar öffentlich gebeten, von der Demonstration Abstand zu nehmen. Seine Anhänger wollten davon aber nichts wissen. Am Sonntagvormittag postete Brasiliens Präsident dann auch wieder Bilder Pro-Demo. Am Nachmittag schloss er sich zudem kurzerhand der Menschenmenge vor dem Planalto an, drückte Hände und posierte für Selfies.
In Brasilien sind die Zahlen der Covid-19-Erkrankten vor allem in den vergangenen Tagen sprunghaft gestiegen. Am Sonntag (15.) zählte das Land 200 Infizierte, die meisten davon in São Paulo und Rio de Janeiro. Am Dienstag (17.) wurde dann der erste Todesfall bekannt, Brasiliens Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta bestätigte dies auf einer Pressekonferenz.