Eine Gruppe von tausend Frauen der Landlosenbewegung hat am Donnerstag (5.) in der Nähe von São Paulo eine Forschungseinrichtung von genmanipuliertem Eukalyptus gestürmt und erheblichen Schaden angerichtet. Gleichzeitig hat in der brasilianischen Hauptstadt Brasília die nationale Biotechnologie-Kommission getagt, um über die Genehmigung zum kommerziellen Anbau der GV-Bäume zu entscheiden. Doch auch dort ist es zu Protesten gekommen. Die Entscheidung ist deshalb vertagt worden.
Mit der Aktion sollte auf die Gefahren durch den Anbau der GV-Eukalyptus aufmerksam gemacht und die Zulassung zum kommerziellen Anbau verhindert werden, wie es von der Bewegung der Landarbeiter und Landlosen, dem Moivemto sem Terra (MST), heißt. An den Protesten beteiligt waren ebenso andere soziale Bewegungen.
Gestürmt haben die überwiegend vermummten Frauen in krimineller Absicht die Treibhäuser der Firma FuturaGene/Suzano, die seit 2001 an dem genmanipulierten Eukalyptus H421 forscht. Nach Angaben der Firma sei dieser ausreichend studiert worden und sein Anbau sicher. Der H421 soll 20 Prozent produktiver als herkömmlicher Eukalyptus sein und mehr Zellulose liefern. Darüber hinaus soll er bereits nach fünf Jahren geerntet werden können, während andere Eukalyptussorten erst nach sieben Jahren erntereif sind. Doch selbst von der Papier- und Zellulose-Industrie gibt es Gegenwind. Sie verweisen auf das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council), das eine nachhaltige Bewirtschaftung gewähren soll und bisher genmanipulierte Bäume ausschließt, für den Export vor allem nach Europa aber notwendig ist.
Vehemente Kritik gibt es indes von MST, sozialen Bewegungen und Öko-Anbauverbänden. Sie befürchten, dass mit dem H421 noch mehr Agrochemikalien verwendet werden, als dies ohnehin schon beim Anbau von konventionellem Eukalyptus der Fall ist. Darüber hinaus führen sie und auch Akademiker an, dass durch den schnelleren Umsatz mehr Wasser verbraucht werde. Ein schwergewichtiges Gegenargument kommt von den Imkerverbänden, die gen-verunreinigten Honig bangen und dadurch den Verlust ihres Öko-Siegels. In Brasilien werden jährlich 40.000 bis 50.000 Tonnen Honig produziert, die Hälfte wird exportiert und 80 Prozent des Exporthonigs haben ein Bioanbau-Siegel.
Währenddessen wachsen etwa 200 Kilometer von São Paulo bereits 120 der H421-Eukalyptus der ehemaligen israelischen Firma FuturaGene, die von der Suzano aufgekauft wurde, dem zweitgrößten Zellulose-Produzenten der Welt. Kommt es zur Zulassung, wäre Brasilien das erste Land in dem GV-Eukalyptus kommerziell angebaut würde.