Nach dem jüngsten UN-Bericht leben 61,3 Millionen Brasilianer mit einer Ernährungsunsicherheit. Beinahe jeder dritte Brasilianer weiß damit nicht, ob es am nächsten Tag ausreichend Essen gibt oder muss Qualität und Menge der Nahrungsmittel reduzieren. Bei 15,4 Millionen Brasilianern ist die Situation noch gravierender. Sie schaffen es nicht, sich täglich mit Mahlzeiten zu versorgen, ihren Hunger zu stillen.
Laut dem von der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) vorgelegten UN-Bericht „The State of Food Security“ liegt Brasilien bei der Ernährungsunsicherheit über dem Weltdurchschnitt. Während weltweit 2,5 Prozent der Bevölkerung unter Hunger leiden, leben in Brasilien 4,1 Prozent der Bevölkerung mit einem Mangel an Nahrungsmitteln.
Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben den Hunger verschärft. In Brasilien hat die Zahl der Hungerleidenden allerdings schon vor 2020 zugenommen. Mit verschiedenen Programmen war es dem südamerikanischen Land gelungen 2014 die Zahl der Menschen mit gravierender Ernährungsunsicherheit auf 1,7 Prozent der Bevölkerung zu reduzieren. Seit 2016 sind die Zahlen jedoch wieder steigend, seit 2018 sind in Brasilien wieder mehr als 2,5 Prozent der Bevölkerung vom Hunger bedroht.
Das Netzwerk „Rede Penssan” kommt zu noch erschreckender Zahlen. Laut seinem Anfang Juni vorgelegten Bericht zur Ernährungssicherheit im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie leben 15,5 Prozent der Bevölkerung (33,1 Millionen Menschen) mit Hunger. Über 125 Millionen Brasilianer, mehr als die Hälfte der Bevölkerung, hat Probleme regelmäßig für eine ausreichende und qualitative Ernährung zu sorgen.
Verantwortlich dafür ist nicht ein Mangel an Nahrungsmitteln, sondern eine soziale Ungleichheit, wie Ana Maria Segall von der Rede Penssan betont. Einer von drei Brasilianern muss mit weniger als einem halben Monatslohn auskommen, derzeit etwa 110 Euro im Monat. Erschwerend hinzu kommt eine hohe Inflation bei Nahrungsmitteln und gestiegene Preise für Energie und Kraftstoffe.