Nachdem gestern zum ersten Mal im Fall Richthofen die Jury zusammentrat, entwickelt sich die Verhandlung immer mehr zur Show. Sowohl gestern als auch heute standen sich live im brasilianischen Vormittagsprogramm von Rede Record ein Justizsprecher und der Anwalt der Angeklagten gegenüber. Das Fernsehen berichtet mit Reportern weiterhin live vom Aufenthaltsort der 22-jährigen, hat dabei jedoch nicht mehr als Aussenaufnahmen eines Hochhauses mit geschlossenen Fenstern zu berichtet.
Suzane von Richthofen belastet mehr und mehr ihren damaligen Freund Daniel und dessen Bruder, die die grausame tat letztendlich ausgeführt haben. Wie der Anwalt im Fernsehen offenbarte, sei Suzane „in der Liebe versklavt gewesen, und was tut man nicht alles aus Liebe“. Auch sei Suzane in der Familie Daniels als „Huhn mit goldenen Augen“ und „Premium-Ticket“ bezeichnet worden. Die Angeklagte wäre ebenfalls mit Alkohol und Drogen fügig gemacht worden, sowie durch ausschweifende Sexorgien (unter Drogeneinfluss) erpressbar gemacht worden.
Die Strategie der Verteidigung scheint klar zu sein. Suzane ist das eigentliche Opfer aus reicher Familie, ausgenutzt missbraucht von der unteren Klasse der Gesellschaft. Daniel wiederum hatte bereits ausgesagt, dass Suzane ihn zu der Tat gedrängt hätte. Der Plan hätte von ihr gestammt. Sie wollte damit – so hätte sie es ihm gegenüber argumentiert – dem sexuellen Missbrauch durch ihren Vater, dem Ingenieur Manfred von Richthofen, ein Ende setzen.
Die Jury trifft nun am 17. Juli erneut zusammen. Dann soll auch darüber entschieden werden, ob das Verfahren gegen Suzane von Richthofen von dem der anderen beiden Angeklagten abgetrennt wird.