Touristin stirbt bei Unfall von berühmter Strassenbahn in Rio de Janeiro

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Datum: 17. August 2009
Uhrzeit: 11:06 Uhr
Ressorts: Tourismus
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Dietmar Lang
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bonde-rioBei einem Unfall mit der berühmten Strassenbahn von Rio de Janeiro in Brasilien ist am Sonntagmorgen eine Touristin ums Leben gekommen. Die 29-jährige Andreia de Jesus Resende genoss gerade eine Rundfahrt mit der beliebten „Bonde“ hinauf ins Künstlerviertel Santa Teresa, als die Bahn mit einem Taxi kollidierte. Daraufhin versagte das Bremssystem, so dass die Bahn ungebremst rückwärts den Hügel herunterfuhr und in die Seite eines Linienbusses prallte.

Die „Bonde“ war mit etwa 30 Passagieren besetzt, darunter fünf Ausländer. Mehrere Personen versuchten sich in Panik durch einen Sprung aus der zu beiden Seiten offenen Bahn in Sicherheit zu bringen, darunter auch Andreia. Neun Personen zogen sich dabei teilweise schwere Verletzungen zu, für Andreia verlief der Rettungsversuch allerdings tödlich. Sie sprang zur falschen Seite heraus und geriet zwischen Bahn und Omnibus. Sie erlag noch am Unfallort ihren Verletzungen. Der Taxifahrer beging nach dem Zusammenstoss Fahrflucht.

Laut dem Fahrer der Strassenbahn, Gilmar Silvério de Castro, traf das Taxi genau die elekronische Bremsanlage, die im vorderen Bereich der Bahn angebracht ist und im Zuge des Aufpralls versagte. Entgegen ihren Vorgängern hat diese neueste und erst kürzlich modernisierte Generation der „Bonde“ keine manuelle Bremse mehr. „Die Bahn fuhr die Schienen hinab und die Leute sprangen. Dabei haben sie sich verletzt“ erläutert Gilmar. „Wäre niemand gesprungen, wäre die Frau nicht tot und niemand verletzt. Nur der Bus und die Bahn wären beschädigt“ zeigt sich Gilmar überzeugt. Er arbeitet bereits seit 26 Jahren als Zugführer bei der weltweit bekannten Touristenattraktion.

Die Polizei hat inzwischen umfangreiche Ermittlungsarbeiten zur genauen Unfallursache aufgenommen. Besonders das elektronische Bremssystem soll genauestens untersucht werden. Laut einer ersten Stellungnahme seitens des regionalen Amtes für Transport von Rio de Janeiro, Betreiber der Strassenbahn, arbeiten die neuen Bahnen mit zwei Bremssystemen. Nach dem das Hauptsystem ausfiel, soll das Notsystem sofort automatisch aktiviert worden sein. Durch das starke Gefälle sei die Bahn jedoch einige Meter den Berg hinuntergefahren, bevor sie mit dem Bus zusammenstiess.

Die „Bonde“ wurde in Rio de Janeiro bereits 1859 eingeweiht und wurde zunächst von Eseln gezogen. Drei Jahre später erhielten alle Bahnen jedoch schon dampfbetriebene Zugmaschinen. 1896 wurde die Bahn dann hinauf ins malerische Viertel von Santa Tereza elektrifiziert. Nachdem ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts mehr und mehr Strecken stillgelegt wurden, ist seit 1968 nur noch die Linie hinauf nach Santa Tereza in Betrieb. Anfang dieses Jahres sind im Rahmen eines millionenschweren Modernisierungsprogramms zwei der insgesamt 18 Wagen durch die mit Elektronik aufgrüsteten und im alten Stil gehaltenen Modelle ersetzt worden.

Foto: Divulgação

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  1. Leider wurden hier die falsche Art von Bremsen installiert. Alle Strassenbahnen in aller Welt haben als Notbremse eine Schienenbremse, die mittels Magnet direkt auf die Schiene wirkt. Wenn sie mit einer Batterie verbunden ist (die aufgeladen ist) funktioniert sie auch, wenn die Stromversorgung ausgefallen ist. In Zürich funktioniert das seit 1929 (nach einem schweren Unfall).

    Statt dessen wurde eine elektropneumatische Bremse installiert und vermutlich an das bestehende System der Luftbremsen angeschlossen. Eine solche Bremse wird heute in keiner Strassenbahn mehr installiert, denn sie ist kompliziert und störungsanfällig. Alle modernen Fahrzeuge sind „all electric“, auch Türen und Sander werden elektrisch bedient. Es ist zu hoffen, dass jetzt zusätzliche eine Schienenbremse montiert wird, wie sie zum Beispiel die Firma Hanning & Kahl in Bielefeld (Deutschland) anbietet. Infos unter http://www.hanning-kahl.de/index.php?id=trackbrakes&L=0 .

    Es stimmt nicht, dass das Fahrzeug keine Handbremse mehr hat. Eine solche ist immer noch vorhanden und hat in diesem Fall das Fahrzeug zum Stillstand gebracht. Ausserdem kann man in einem Notfall (vorwärts/abwärts) den Wendeschalter auf Rückwärts stellen und eine Stufe Strom geben. Dabei werden die Widerstände beschädigt, aber das ist immer noch billiger als ein Unfall. Ob dies umgekehrt auch funktioniert (im vorliegenden Fall Wendeschalter auf Vorwärts st ellen und eine Stufe Fahrt geben) weiss ich nicht.

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